Lake Tanganjika

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Montag, 12. Juli 2021
Nach zwei kurzen Kontakten zu meinen Werkstätten in Deutschland und Österreich ist die Herstellerfirma der Stoßdämpfer informiert und wird sich mit mir in Verbindung setzen. Und tatsächlich ruft mich Kurt, Chef der afrikanischen Niederlassung in Südafrika, kurz danach an und beruhigt mich. Sie werden alles tun, damit ich schnellstmöglich wieder voll fahrtüchtig bin und meine Reise fortsetzen kann. Er erklärt mir, dass es bei meinem Stoßdämpfertyp derzeit gravierende Lieferschwierigkeiten gibt, weil die Produktion in Australien nicht auf vollen Touren läuft. Aber er bestätigt mir, dass er in Johannesburg noch ein Exemplar zum Austausch zur Verfügung hat. Er empfiehlt mir, zurück nach Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, zu fahren. Dort kann er eine Vertragswerkstatt empfehlen und wird gleich alles in die Wege leiten. Der Ersatz werde sofort auf die Reise nach Sambia geschickt.

Landschaft im Norden Sambias.
Typische Landschaft im Norden Sambias.

Und tatsächlich werde ich kurz darauf von Dwayne, dem Chef der Werkstatt in Lusaka kontaktiert. Ich beschreibe kurz meinen Reiseplan und er bestätigt, dass das gut passen würde. Zeitkritisch sei nur, dass das Bauteil rechtzeitig aus Johannesburg ankommt. Ich baue also einen großen Zeitpuffer in Lusaka in meinen Plan ein. Eine willkommene Pause.

Überholmanöver.
Überholmanöver oder Elefantenhochzeit auf der Hauptverkehrsstraße.

Obwohl ich den ganzen gestrigen Tag über den Landkarten gebrütet habe, bin ich über den unmittelbar weiteren Verlauf der Reise noch immer unschlüssig. Im Gespräch mit den Besitzern des Campingplatzes, sie haben die gestrige Änderung meiner Pläne mitbekommen, erhalte ich noch ein paar wichtige Informationen zu den Straßenverhältnissen und gute Empfehlungen für die Weiterfahrt. Wow, die haben sich darüber wirklich Gedanken gemacht. Also, bevor ich mich auf die mehr als 1.000 km lange Reise nach Süden aufmache, möchte ich dann doch noch zum Lake Tanganjika und in die Bangweulusümpfe. Wenigstens diese beiden geologisch bedeutenden und landschaftlich interessanten Ziele möchte ich noch mitnehmen. Vor allem, wo ich doch gerade in der Gegend bin.

Ein ersten Blick auf die Grenzstadt Nakonde.
Ein ersten Blick auf die Grenzstadt Nakonde.

Zunächst fahre ich allerdings in die Grenzstadt Nakonde um zu Tanken und Geld zu besorgen. Diese 45 km vor der Grenze dauern knapp zwei Stunden, weil die Straße von dermaßen schlechter Qualität ist, dass es jeder Beschreibung spottet. Dazu am Vormittag ein Höllenverkehr mit sehr vielen Lastwagen und deren extrem gefährlichen Überholmanövern, die einem wirklich den Atem verschlagen. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Chinesen bald auch auf diesem Abschnitt mit dem Neubau beginnen. Einige kurze Umleitungen, zur Verlegung von großen Wasserrohren quer zur Straße, gibt es bereits.

Typisches Straßenbild in Nakonde.
Typisches Straßenbild in Nakonde.

Ich komme wohlbehalten in Nakone an. Ich wurde vorgewarnt, dass die grenznahen Tankstellen oft keinen Diesel mehr haben, weil einerseits die Versorgungslage allgemein schlecht ist, und hier die vielen Lastwagen volltanken. Immerhin kostet der stark subventionierte Diesel in Sambia nur etwa einen halben Euro gegenüber zwei Euro in Tansania. Mir wurde die erste Tankstelle an der T2 nach der Abzweigung der D1 nach Westen empfohlen. Der Tankwart scheint wohl etwas darauf zu achten, dass nur die Fahrzeuge befüllt werden, aber keine Kanister. Ich frage nach Diesel. Ja, haben sie noch. Leider gibt es hier aber nur Barzahlung. Also muss ich zuerst in die Innenstadt um Geld abzuheben.

Auf den Grenzübergang wartende Lastwagen in einem der vielen Höfe.
Auf den Grenzübergang wartende Lastwagen in einem der vielen Höfe.

Nakonde ist ein hässlicher Ort. Vollkommen überlaufen. In vielen Höfen stehen wartende Lastwagen. Hier fühle ich mich nicht wohl. Bei der Durchfahrt Richtung Grenze sehe ich nirgends eine Bank oder einen Automaten. Ich befrage das GPS und das führt mich zu einem Platz in unmittelbarer Nähe des Schlagbaums. Aber ich sehe dort keinen Automaten. Ich frage einen vorbei eilenden Beamten. Der beschreibt mir einen Weg ins "Bankenviertel". Auf dem sehr kurzen Weg dorthin finde ich die zweite Tankstelle im Ort. Aber denen ist der Diesel tatsächlich schon ausgegangen. Aber von dort aus sehe ich die beiden Banken. Obwohl mir der Ort nicht geheuer ist, sieht das Umfeld des Bankgebäudes friedlich aus. Ich parke dort, beäugt von den vielen Umherstehenden, und warte am Automaten bis ich an der Reihe bin. Dann dreht sich die Person vor mir am Automaten um und schüttelt den Kopf. Kein Geld mehr. Verdammt, das gibt's doch nicht. Ich laufe zur zweiten Bank nebenan. Eine lange Schlange steht da vor dem Eingang und wartet mehr oder weniger mit Abstand voneinander. Die Hälfte trägt sogar Masken. Dann bedeutet mir netterweise eine Person in der Schlange, ich solle doch zum Automaten vorgehen, sie würden warten, um in die Filiale zu gelangen.

Typische Behausungen entlang der Strecke nach Westen.
Typische Behausungen entlang der Strecke nach Westen.
Typische Straßenszene in der Nähe von Dörfern.
Typische Straßenszene in der Nähe von Dörfern: spielende Kinder und Fußgänger auf der Straße.

Ich gehe also direkt zum Automaten. Und immer noch ist es so, dass ich jedes mal beim Einführen meiner Karte ein schlechtes Gefühl habe. Denn vor zehn Jahren habe ich in Botswana, in irgendeinem kleinen Kaff, an einem dieser Automaten meine Visa-Karte wegen eines technischen Defekts des Automaten nicht mehr wieder bekommen. Und natürlich weit und breit keine Verantwortlichen. Noch schlimmer, die abgedruckte Telefonnummer war nicht vergeben. Damals habe ich meine Karte sofort von Visa sperren lassen. Aber was dann. Woher Geld bekommen und was ist mit den ganzen Zahlungen und Kautionen, die bereits angewiesen sind. Das hat mir damals viele Unannehmlichkeiten bereitet und ist nicht so gut gelaufen. Damals hatte die deutsche Bankangestellte am Telefon gesagt, dass die Ersatzkarte in einer Woche geliefert wird. Als ich sie dann ungläubig fragte, ob sie die denn wirklich ins Okawango Delta liefern würden, da wurde sie ganz kleinlaut. Nein, natürlich nur zu mir nach Hause. Naja, sehr hilfreich. Zum Glück habe ich eine Familie hier in Afrika, die mir aus der Not geholfen hat. Auf jeden Fall ist der hiesige Automat erstaunlich freundlich und spricht mich auf Deutsch mit vollem Namen an. Super. Geldabheben klappt, und ich bekomme auch meine Karte wieder. Dann fahre ich wieder durch die Stadt zurück zur Tankstelle. Ganz langsam, weil alles mit Lastwagen verstopft und vollgeparkt ist. Die Tankstellen hier im Norden haben leider nur den sehr unsauberen Lastwagendiesel und trotzdem lasse ich volltanken. Naja, in Lusaka wird Dwayne auch einen Vollservice machen und das Öl und alle Filter wechseln.

Landschaft im äußersten Norden von Sambia.

Die Fahrt an den Tanganjikasee verläuft sehr angenehm. Die Straßenqualität ist recht gut und so kann ich meinen rechten Stoßdämpfer schonen. In einem kleinen Nest steht auf einer Anhöhe am Straßenrand ein Polizist mit einer Radarpistole. Er salutiert, weil ich vorschriftsmäßig gefahren bin. Auf der Strecke sehe ich drei große Buschfeuer und deren gewaltige Rauchwolken. An einer kleinen Brücke fahre ich gerade sehr langsam und kann den milchig blauen, verseuchten Fluss sehen. Ich komme gut voran. Auf dem recht hügeligen Weg fallen mir interessante großräumige Geländeformationen auf. Es sind parallel zueinander verlaufende, lang gezogene Bergzungen. Fast wie wenn die Finger einer gigantischen Hand dort liegen würden und die Straße sie vom kleinen Finger zum Daumen queren würde. Die Bergzungen haben eher steile Flanken sind aber oben flach. Sie sind mit Gras und Büschen bewachsen. Auf der Strecke fallen mir wieder sehr viele absichtlich gelegt Brände auf. Zum Teil direkt an der Straße. Der Rauch ist sehr dicht und in der ganzen Gegend regnet es die Asche von verbrannten Grashalmen, die beim Verbrennen ihre Form gehalten haben. Dann biege ich auf die M1 Richtung Mbala ein, nur um kurz danach auf die M2 Richtung Mpulungu zu fahren. Bei der Vorbeifahrt am Flughafen von Mbala sehe ich einen Wasserturm und ein paar hübsche Häuschen, vermutlich für die Angestellten. Aber leider typisch Afrika schafft man es nicht, die Dinge in Stand zuhalten. Obwohl Trinkwasser in der Region kostbar ist, tropft es aus dem Turm.

Der spiegelnde See in einiger Entfernung.

Dann kommt auf einer dieser Anhöhen eine letzte Kurve und ich sehe, in noch einiger Entfernung vor mir, das erste Mal den See. Die ganze Fläche glitzert von der noch nicht sehr tief stehenden Sonne. Leider geht es dann ein letztes Mal hinunter und es kommt kein so guter Blick mehr. Im Ort Mpulungu biege ich ab und erreiche kurz danach die Unterkunft, die direkt am südlichsten Seeufer liegt. Das Ufer ist sehr steinig. Ein Fischerboot fährt vorbei, sechs Insassen paddeln, einer lenkt und einer schaufelt mit einem Plastikeimer ständig Wasser aus dem Boot. Einige weitere Fischerboote sind auf dem See unterwegs. Der Sonnenuntergang an diesem Abend ist phänomenal schön. Die Sonne versinkt zwar nicht im Wasser sondern hinter der gegenüberliegenden Bergkette. Aber das tut dem Schauspiel keinen Abbruch.

Sonnenuntergang.

Der Tanganjikasee ist wahrlich gewaltig und seine Dimensionen übersteigen unsere Vorstellungskraft um ein Vielfaches. Selbst im Vergleich mit dem Bodensee sind die entsprechenden Faktoren noch immer beachtlich. Der See ist in Nord-Süd-Richtung 673 km lang und hat eine durchschnittliche Breite von 50 km. Er besitzt eine Küstenlinie von 1828 km (Bodensee 273 km - Faktor 6,7).

Er ist Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs (Great Rift Valley) und liegt in dessen westlichen Teil. Die Seeoberfläche liegt auf 773 m über dem Meeresspiegel und der See ist von den steilen Bergen des Grabenbruchs eingeschlossen. Er ist mit einer maximalen Tiefe von 1.471 m der tiefste See Afrikas. Aufgrund seiner enormen Tiefe handelt es sich in den unteren Schichten um fossiles Wasser. Dank dieser Tiefe besitzt der See eine einzigartige und hoch diverse Flora und Fauna. Das Oberflächenwasser ist basisch mit einem pH-Wert von um die 9.

Der Tanganjikasee ist mit einer Fläche von 32.893 km² (Bodensee 536 km² - Faktor 61,4) fast halb so groß wie Bayern. Seiner Fläche nach ist er der zweitgrößte See des Afrikanischen Kontinents. Er beinhaltet mit geschätzten 18.880 km³ (Bodensee 48 km³ - Faktor 393,3) die zweitgrößten Süßwasservorkommen der Erde, entsprechend 16% des weltweit vorhandenen Frischwassers.

Sonnenuntergang.

Das Einzugsgebiet des Tanganjikasees beträgt 231.000 km². Über seinen Abfluss, den Lukuga, entwässert er in den Kongo, zu dessen gigantischen Flusssystem er gehört. Zur Erinnerung, das Einzugsgebiet des Kongos ist mit unvorstellbaren 3,8 Millionen km² das zweitgrößte der Erde nach dem Amazonas. Das entspricht der halben Fläche von Australien.

Dennoch spielen Regen und Verdunstung für den Wasserhaushalt des Sees eine deutlich größere Rolle als die diversen Zu- und Abflüsse. Mindestens 90% des zufließenden Wasser stammen von Regen, der direkt auf dem See niedergeht und mindestens 90% des Wasserverlusts erfolgen durch Verdunstung. Zur Zeit ist der See sehr voll und der Pegel liegt 4 m über normal.

Da ich heute Abend der einzige Gast bin, bitte ich die Mitarbeiter der Unterkunft heute Nacht das Licht komplett zu löschen. Ich möchte versuchen ein paar Aufnahmen des Sternenhimmels und der Milchstraße zu machen.

Milchstraße.

 

Dienstag, 13. Juli 2021
Nur um das hier mal zu erwähnen. In den Gegenden, in denen ich derzeit unterwegs bin, habe ich kein Fernsehen, ich kann die kaum vorhandenen Zeitungen wegen der Sprache nicht lesen, bekomme nur selten Internetzugang über WLAN aber immerhin recht regelmäßig einen ganz passables Mobilfunkempfang. Daher erreichen mich Nachrichten vor allem durch Erzählungen von anderen Reisenden, durch Textnachrichten, Anrufe und eMails von Verwandten und Freunden oder die Gastgeber und Betreiber der Campingplätze und Unterkünfte.

Steiniges Ufer und vorbeifahrendes Boot.
Ein vorbeifahrendes Boot vor dem typisch steinigen Ufer.

In der Regel habe ich nur zwei Möglichkeiten zur Kommunikation. Ich bin an einem Ort, der ein WLAN betreibt und darüber einen Internetzugang bereit stellt. Oder ich habe mindestens guten Handyempfang. Dann verbindet sich das Handy kostenpflichtig mit dem Mobilfunknetz und baut einen privaten WLAN Accesspoint auf. Mein Laptop wählt sich dann in dieses private Netzwerk meines Handys ein. In beiden Fällen erstellt der Laptop dann eine VPN Verbindung (Virtual Private Network), also eine stark verschlüsselte Verbindung, zu meinem Server in Rosenheim. Bei jeglicher Datenverbindung laufen also alle Informationspakete zuerst verschlüsselt nach Rosenheim. Dort übernimmt mein Server dann die eigentlichen Anfragen ins Internet und erhält von den Internetservern die Antworten, die er verschlüsselt an meinen Laptop weiter schickt. Auf diese Weise bleibt den Unterkünften und den Mobilfunkfirmen das Ziel und der Inhalt der Kommunikation verborgen. Und auch die Internetserver merken nicht, woher genau die Anfrage eigentlich kommt.

Ich möchte darauf hinweisen, dass in Afrika einige Internetseiten nicht erreichbar sind, weil die Gateways die Anfragen blockieren oder weil zum Beispiel europäische Server bei einem Ursprung der Anfrage außerhalb Europas, im Zuge der Vorsorge vor Hackerattacken und Spam, die Anfrage fallen lassen und nicht beantworten.

Ein paar tierische Fischer auf der Lauer.
Ein paar tierische Fischer auf der Lauer.

An diesem Dienstag ruft mich Frank an und erzählt von den schweren Unruhen in Südafrika in Folge der Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma. Er hatte sich während seiner Amtszeit der schweren und unrechtmäßigen Einflussnahme auf die Justiz strafbar gemacht. Die Situation auf den Straßen ist unübersichtlich und gleicht stellenweise dem Beginn eines Bürgerkriegs. Nunja, an der Zeit wäre es. Denn bisher hat noch jedes afrikanische Land etwa 30 Jahre nach seiner Unabhängigkeit seinen Bürgerkrieg durchlebt, auch wenn wir in Europa da immer gerne wegsehen und das nicht zur Kenntnis nehmen. Diese Bürgerkriege haben ihre Ursachen nicht in der Kolonialzeit sondern überwiegend in innerafrikanischen, ethnischen Konflikten oder dem erneuten Beginn des  Sklavenhandels aus dem islamischen Raum, den die Europäer in ihren Kolonien mit erheblichem Aufwand einst unterbunden hatten. In der Provinz, aus der der ehemalige Präsident stammt, brennt ein nagelneues Einkaufszentrum und in Gauteng brennen Lastwagen auf der Autobahn. Das, was Beobachter in den Videos und Bildern erkennen sollten, ist, wie schnell in Afrika Emotionen überkochen und wie schnell diese in Gewaltausbrüche übergehen. Das eklatante Bevölkerungswachstum in Südafrika und die unüberwindbaren ethnischen Trennlinie zwischen den verschiedenen schwarzen Volksgruppen vertragen sich zunehmend schlechter. Entsprechend steigt der Druck "im System" ständig an. Ruanda, Burundi oder Zaire sind da die grausamen Vorboten aus der Vergangenheit. Und seit Ruanda, hat sich ein entscheidender Faktor vergrößert. Durch das starke Bevölkerungswachstum sind es viel mehr Menschen geworden.

Abendliches Treiben in der Hafenstadt Mpulungu.
Abendliches Treiben in der Hafenstadt Mpulungu.

Noch besteht die Möglichkeit, dem Mob durch beherztes Eingreifen des Militärs Einhalt zu gebieten, und wieder für Ordnung zu sorgen. Aber das ist nicht unbedingt im Interesse aller politisch Aktiven. Am Ende sind 161 Einkaufszentren unterschiedlicher Größe, mit je zwischen 20 und 200 Einzelgeschäften, niedergebrannt worden. Da das Sozial- und Versicherungssystem in Südafrika keinesfalls so solide ist wie bei uns, kann von mindestens zehn tausend Arbeitslosen ausgegangen werden. Und jeder Arbeiter in Afrika versorgt und ernährt wiederum eine Familie von 5 bis 20 Mitgliedern. Der Beitrag dieser Aufstände zur Verarmung und Verelendung der südafrikanischen Mittelschicht ist immens. Der volkswirtschaftliche Schaden gewaltig. Ich muss leider prophezeien, dass die Ruhe nicht lange halten wird. Der nächste Brandherd wird kommen. Leider so sicher wie das Amen in der Kirche.

Kurz nachdem ich die Neuigkeiten aus Südafrika bekommen habe, erhalte ich eine Nachricht aus Lusaka, wonach der Transport meines Stoßdämpfers aus Johannesburg nicht starten kann, weil die Aufstände bereits zu schlimm geworden sind. Ein Transport per Lastwagen wird daher verworfen. Auch, weil erfahrungsgemäß der Zoll die Abfertigung von Lastwagen immer für einige Tage aufschiebt oder blockiert.

Das Bauteil soll also nun am Samstag per Überland-Reisebus transportiert werden und wäre dann am nächsten Montag gleichzeitig mit mir in Lusaka. Immer noch rechtzeitig. Denn auch ich habe noch eine ordentliche Strecke vor mir, für die ich mehrere Tage brauchen werde. Das würde also zeitlich sehr gut funktionieren. Jetzt muss der beschädigte Stoßdämpfer nur noch diese Strecke durchhalten.

Glitzernder See.

Heute sitze ich den ganzen Tag gemütlich am See und schreibe meine Blogbeiträge. Ich treffe einen ehemaligen Zitrusfarmer aus der Kapregion in Südafrika, der seit acht Monaten im südlichen Afrika, auf der Suche nach einer neuen Farm, unterwegs ist. Ihm ist Südafrika zu gefährlich und unangenehm geworden. Die illegalen Landbesetzungen und die dadurch notwendigen, aber wenig hilfreichen Gerichtsverhandlungen wurden ihm zu teuer und zu blöd. Also hat er die Farm aufgegeben und möchte jetzt neu anfangen. Er ist da leider nicht der einzige. Das Land seiner Farm liegt zwischenzeitlich brach, weil keiner der nun dort lebenden Schwarzen das notwendige Wissen besitzt. Sambia erscheint ihm auf der Suche nach einer neuen Farm recht interessant.

Er hat jedenfalls ein paar gute Reisetipps. Von einer kompletten Umrundung der Bangweulusümpfe über Mansa und Samfya rät er mir allerdings mit dem problematischen Stoßdämpfer ab. Denn, wenn ich was von der Gegend sehen möchte, muss ich die passable Teerstraße mehrfach verlassen und die Nebenstraßen seien nach der letzten Regenzeit schon sehr grenzwertig. Ich solle doch die Hauptstrecke nach Süden fahren und dann in den Kasanka Nationalpark gehen. Die Betreiber würden auch im Bangweulu Game Reserve ein Camp betrieben und Tagesausflüge anbieten. Das klingt gut für mich, zumal ich so den Wagen schonen könnte. Und mache mich gleich daran, Kontakt aufzunehmen.

Landschaft in der Umgebung des Sees.
Landschaft in der Umgebung des Sees.

Schon seit heute morgen fahren immer wieder Boote vorbei. Die Fischer möchten ihren nächtlichen Fang verkaufen. Wenn die wüssten, dass ich Fisch nun so gar nicht mag. Viele Boote mit Kindern kommen vorbei, die mir freundlich zu winken. Da derzeit alle Schulen im Land geschlossen sind und es Home-Schooling hier absolut nicht gibt, haben die Kinder scheinbar alle Zeit der Welt. Aber vielleicht haben sie auch Transportaufgaben von den Eltern bekommen, das ist aus der Entfernung nicht zu erkennen. Einer der Jungen ruft in hervorragendem Englisch "How are you, Sir?". Aber für mehr reicht die Kommunikation dann leider doch nicht.

Heute geht ein relativ starker Wind und der See hat einen ordentlichen Wellengang. Die Wellen brechen sich am Ufer genauso, wie am Ufer des Meeres. Die Seeoberfläche zeigt aber unterschiedliche Zonen von Wellengang. Deutet daraufhin, dass der Wind in diesen Zonen sehr unterschiedlich zu sein scheint. Es gibt Zonen die sind komplett eben und ruhig, dann wieder sehr wellige Zonen. Außerdem sehe ich, dass die Wellen unterschiedlich ausgerichtet sind. Diese Zonen scheinen jeweils für mehrere Minuten stationär zu sein, bevor sich das Bild großräumig verändert. Ein interessantes Schauspiel.

Auch heute wieder ein wunderbarer Sonnenuntergang.

Abendstimmung.

 

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