Über Lusaka zum South Luangwa Nationalpark

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Mittwoch, 30. Juni 2021
Es sind 502 km von Livingstone nach Lusaka. Es geht über die T1 Straße, die in den Karten des Landes als Highway eingezeichnet ist. Eine solche Strecke halten wir Europäer für locker machbar. Bei uns ist das, wenn kein Stau ist, in weniger als sechs Stunden auch zu machen. Hier ist eine solche Strecke eine ganze Tagesreise. Da hätte ich mal besser auf die vielen Afrikaerfahrungen meiner Freunde hören sollen.

Von Livingstone zum South Luangwa Nationalpark.
Die Route von Livingstone zum South Luangwa Nationalpark.
Satellitenbild.

Die Außentemperatur beträgt nur 15 °C, wird aber im Laufe des wolkenlosen Tages bis auf 27 °C ansteigen. Die erste Polizeikontrolle auf der Strecke findet um viertel nach neun Uhr unweit der Ausfahrt aus Livingstone statt.  Die Schlange an der Kontrollstelle ist noch kurz. Der Polizist ist sehr freundlich und möchte meine beiden Warndreiecke sehen. Ich zeige beide Dreiecke, das zweite hatte ich mir zum Glück noch kurz vor Abfahrt besorgt aufgrund einer Geschichte im Internet, und er lässt mich weiterfahren.

Livingstone in Sambia.
Livingstone in Sambia.
Livingstone.

Entlang der Strecke sind immer wieder Primary und Secondary Schulen recht deutlich und meist sauber ausgeschildert auf weiß angemalten, breiten und halbhohen Betonpfeilern. Die Schulen selbst sind augenscheinlich in einem recht akzeptablen Zustand - afrikanisch natürlich. Erst einige Tage später lerne ich von anderen Reisenden, dass diese Schilder gleichzeitig einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 km/h entsprechen. Gut, dass derzeit alle Schulen wegen Corona geschlossen sind.

In den Ortschaften sind recht viele und verschiedene Kirchen und Religionsgemeinschaften ausgeschildert. Eine ganze Reihe von christlichen Kirchen mit diversen Beimischungen aus den lokalen Naturreligionen, einige Zeugen Jehovas und auch amerikanische Evangelikale sind vertreten. Ich erwähne das nur, weil es auffallend viele sind und zum Teil recht viele pro einzelnem Ort.

Was mich allerdings erschreckt hat, waren vereinzelte Koranschulen und hin und wieder eine Frau mit Burka. In einem Land, in dem es tagsüber an die 40 °C heiß werden kann, hat das Tragen einer schwarzen Burka meiner Meinung nach nichts mit Religionsfreiheit zu tun, sondern ist schlichtweg Folter. Im Zusammenhang mit den Schulen verweise ich auf die hoch angespannte Situation im Norden von Mosambik, wo sich seit der letzten großen Naturkatastrophe ISIS festgesetzt hat und für ständige Unruhen sorgt. Drei unabhängigen Erzählungen zufolge, ist Reisen dort nur mit Militäreskorte möglich, die jedes Mal von einem Panzer begleitet wird. Es gibt hier also erste Warnzeichen, dass eine Infiltration des radikalen Islam in die Nachbarländer im Gange sein könnte.

Aber wen in der Welt interessiert das schon, fragen hier die gebildeten Einheimischen. "Wehret den Anfängen" interessiert eben nicht, wenn es unmittelbar um Geld und Rohstoffe geht. Denn an die neu entdeckten, großen Gasvorkommen im Norden Mosambiks kommen bestimmte Nutznießer vor allem dann gut heran, wenn die Region destabilisiert ist. In solchen Zonen bietet sich den Firmen aus Europa, den USA und Asien die wunderbare Gelegenheit, alle ethischen Vorsätze und Verantwortungen über Bord zu schmeißen und ohne irgendwelche Auflagen Geld zu verdienen. Und Niemand regt sich darüber auf. Und schon gar nicht die viel zu naiven, völlig unwissenden Endverbraucher. Mit Ihrem Konsum und Ihrer Nachfrage, tragen sie die Hauptschuld. Aber sie sind wohl zu bequem, sich zu informieren oder wollen einfach nichts davon wissen.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich Total inzwischen aus der Exploration der Gasfelder zurückgezogen hat, weil die Destabilisierung ein Ausmaß angenommen hat, das aus deren Sicht nicht mehr beherrschbar ist.

Sambisches Dorf
In einem durchschnittlichen Dorf in Sambia.

Eine große Anzahl an Lastwagen ist auf den Straßen unterwegs. Nun ja, das Land importiert sehr viele Güter aus dem Ausland und die werden aus den und über die Nachbarländer auf der Straße transportiert. Vor allem Treibstoff und Konsumgüter. Vereinzelt auch Transporte von Landwirtschaftsmaschinen Richtung Norden. Und dann eine große Zahl von Sattelschleppern mit einfacher Ladefläche Richtung Süden. Die Ladung ist immer durch eine blaue Plane zugedeckt. Ich vermute mal, die haben alle das gleiche geladen. Einer ist mal mit aufgedeckter Plane an mir vorbeigefahren und der hatte eindeutig große Barren von vorverarbeitetem Rohkupfer geladen.

Einige Lastwagen Richtung Norden sind mit Chemikalien beladen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht komplett im Stich gelassen hat, sind das alles, den Gefahren- und Transportkennzeichnungen zufolge, Grundstoffe für die Bergbauindustrie und werden in den Minen im Copper Belt und im benachbarten Kongo genutzt, wo unter anderem Kupfer, Tantal und seltene Erden abgebaut werden. Im weiteren Verlauf der Reise werde ich übrigens an einem Rastplatz die Gelegenheit haben, zwei dieser Nummern anhand des Geruchs in der Nähe der Lastwagen eindeutig zu bestätigen.

Es sind viele Lastwagen unterwegs.

Ich bezweifle ja schwer, dass diese Chemikalien nach Gebrauch auch wieder sachgerecht entsorgt werden. Davon würde ich mir ja zu gerne selbst ein Bild machen, aber von der Fahrt in den Copper Belt wurde mir mehrfach dringend abgeraten. Die Grenze zum Kongo ist dort sehr nahe und in der Region flammen immer wieder Konflikte auf.

Aber siehe da, schon eine einfache Recherche im Internet liefert mehrere wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Umweltverschmutzung und Copper Belt. Gravierende Luft- und Grundwasserverschmutzung. Und ich habe ein sehr abenteuerlustiges Pärchen getroffen, das aus dem Kongo kommend den Copper Belt durchfahren hat. Und sie bestätigen alles. Also mal wieder. Die Firmen beuten die Region aus, der entstehende Dreck wird zum Leidwesen der hier Lebenden einfach in die Umwelt gekippt. Die absolute Umwelthölle im Nigerdelta in Nigeria lässt grüßen.

Au weia, da haben wir Europäer und europäischen Verbraucher noch verdammt viel zu lernen. Für unser eigenes Land setzen wir strenge Standards. Dann lassen wir schmutzige Arbeiten im Ausland durchführen. Unsere Umwelt ist ja schließlich schützenswerter als die der Anderen. Kontrollieren oder sich darüber informieren, was im Namen unseres Konsums gemacht wird, tun wir lieber nicht Es reicht doch, wenn man Elektroautos fährt, dann hat man genug für die Umwelt getan. Unsere strengen Standards aber international und bis zum letzten Punkt der Lieferkette zu erzwingen, trauen wir uns nicht. Denn das schlimmste ist, wenn wir das tun würden, dann könnten wir uns unseren überbordenden Luxus schlicht und einfach gar nicht mehr leisten. Das wir diesen übertriebenen Luxus aber gar nicht bräuchten, das lernt man nirgendwo besser als hier im armen aber erstaunlich herzlichen Afrika.

Beliebige Straßenszene.
Beliebige Straßenszene in einem Ort östlich von Lusaka.

Insgesamt hat es auf der Strecke 20 Polizeikontrollen, Militärsperren und Health Checkpoints. Ehrlich gesagt nervt das ziemlich. Die Polizei ist in der Regel an der Uniform oder dem nebenan parkenden Polizeiauto erkennbar. Die Soldaten tragen durchwegs Uniform und sind auch eindeutig erkennbar. Aber die anderen Sperren sind zum Teil weder beschriftet noch tragen die dort anwesenden Personen eine erkennbare Uniform oder Warnweste. Da ist dann nicht ersichtlich, wer dahinter steckt und was genau hier geprüft werden soll. Zum Teil sind die Posten einfach nur mit drei Hütchen auf dem Mittelstreifen gekennzeichnet, nur wenige haben eine Schranke. Manchmal ist niemand in der Nähe, dann fahre ich nach kurzem Halt einfach weiter. Aber meistens tummeln sich dort mehrere Menschen und es dauert ein wenig bis ausmachbar ist, wer da jetzt verantwortlich ist.

Aber bisher muss ich gestehen, waren alle Personen sehr freundlich und hilfsbereit. Nur selten wollten sie mal eines der Dokumente sehen. In den meisten Fälle wurde ich nach einem kurzen freundlichen Gespräch durchgewunken. Ich habe mir angewöhnt bei solchen Kontrollen die Sonnenbrille abzunehmen, meine normale Brille aufzusetzen und die Corona-Maske zu tragen. Ich denke das half eine gute Basis zu schaffen. Wie gesagt, mich nervt diese Ungewissheit und das ständige Aufgehaltenwerden trotzdem. Jedesmal bremsen und langsam heranfahren. Die Auto- und Lastwagenschlange abwarten. Und dann wieder los fahren und beschleunigen. Kostet relativ viel Zeit und erhöht nebenbei auch den Spritverbrauch.

Straßenszene.
Keine seltene Szene auf den Straßen von Sambia. Der fahrende LKW ist übrigens gerade in ein Schlagloch gerumpelt (das verrät die kleine Staubwolke am linken Hinterrad).

Insgesamt ist die Qualität der Straßen bescheiden. Ein schnelles Fahren ist aufgrund der vielen großen Schlaglöcher nur selten möglich. Manchmal zieht ein entgegenkommender Lastwagen plötzlich auf meine Fahrspur um einem Schlagloch auszuweichen und dann bremst man natürlich automatisch.

Zwischen Mazabuka und Kafue wird die Straße derzeit komplett erneuert. Einige Streckenabschnitte sind bereits fertig gestellt und fahren sich besser als eine deutsche Autobahn. Dann entdecke ich in einer Art Bauhof den Grund. Die Erneuerung wird von chinesischen Firmen durchgeführt und wahrscheinlich auch von China finanziert. Im Verlauf der Reise fallen mir immer wieder chinesische Baufirmen auf, die an vielen großen Projekten im Land aktiv sind. In einigen Orten gibt es auch chinesische Malls. Und wie immer sind die Chinesen sehr fleißig und arbeiten mit hoher Geschwindigkeit. Aber trotz der vielen chinesischen Firmen sieht man vergleichsweise sehr wenige Chinesen.

Chinesische Kooperation.
Eine der vielen Chinesisch-Sambischen Kooperationen.

Ich komme am späten Nachmittag in Lusaka an und stecke gleich ziemlich im Feierabendverkehr. Kurz vor der ganz großen Kreuzung der T1 mit der T4 stehe ich mitten in der Innenstadt im Stau. An den roten Ampeln unangenehm viele bettelnde Kinder und junge Mütter. Die Jungs möchten gegen einen Obolus die Scheiben putzen und hüpfen entsprechend auf den Autos herum. Das Wasser in ihren Flaschen sieht allerdings verdammt schmutzig aus. Ich suche dann eine Tankstelle, die Diesel mit niedrigem Schwefelgehalt (das bedeutet in Sambia etwa 250 ppm) verkauft. Da die Strecke morgen sehr lang ist und meine Unterkunft bereits recht günstig im Osten der Stadt liegt, will ich das gleich noch heute erledigen.

Das Tanken dauert eine halbe Stunde, eine Ewigkeit angesichts der nahenden Dunkelheit. Und während ich den Reifendruck wieder auf 2.5 bar einstelle, geht die Sonne unter. Es wird danach relativ schnell dunkel. Das Fahren der letzten zwanzig Kilometer bis zu meiner Unterkunft ist sehr unangenehm. Ein Großteil der Strecke ist eine vierspurige Straße. Viele Autos fahren ohne Licht. Dann laufen sehr viele Spaziergänger kreuz und quer über die Straße und Fahrradfahrer schlängeln sich am Fahrbahnrand entlang - meistens in dunklen Kleidern und ohne Reflektoren.

Die Beschilderung ist de facto nicht vorhanden und die Linien und Pfeile auf der Straße sind alle verblasst. Es ist ein einziges Verkehrsgewusel im Dunkeln. Fast möchte ich sagen, man fährt mehr nach Gehör als mit den Augen. Als plötzlich das GPS eine Fehlermeldung ausgibt und die Routenführung beendet, da bin ich mit den Nerven fast am Ende. Ich bleibe stehen, starte das GPS neu und die Routenführung läuft weiter. Niemand hat gehupt oder sonst wie seinen Unmut geäußert. Dann kommt die letzte Militärkontrolle und direkt dahinter die Abzweigung rechts auf eine eher schlechte Holperpiste. Hier bin ich über die Kontrolle froh, weil dadurch die entgegenkommenden Autos anhalten müssen und sich für mich so eine Lücke zum Abbiegen ergibt. Sonst im starken Feierabendverkehr unmöglich. Ich komme in absoluter Dunkelheit an.

 

Donnerstag, 01. Juli 2021
Für heute steht eine noch gewaltigere Strecke auf dem Plan. Es sind 700,7 km von Lusaka zunächst auf der T4 bis Chipata und dann über die D104 bis Mfuwe und bis zu meiner Lodge im South Luangwa Nationalpark. Der Lodgebesitzer hatte mir noch eindringlich empfohlen die insgesamt längere Strecke über Chipata zu fahren, weil die scheinbar kürzere Strecke aufgrund der miserablen Pistenqualität weitaus langsamer sei. Also folge ich der Empfehlung.

Abfahrt von der Unterkunft.
Morgendliche Abfahrt von der Unterkunft.

Die Unterkunft gibt mir noch netterweise ein Paket fürs Frühstück mit und dann erfolgt Abfahrt um 06:40 Uhr bei nur 10 °C Außentemperatur. Eigentlich sollte das zeitlich zu machen sein. Auf der Route hat es wieder sehr viele Checkpoints und Polizeikontrollen, wobei ich aufgehört habe zu zählen, aber was neu hinzugekommen ist, sind vier Mautstellen (kosten jeweils 20 Kwacha).

Nach einiger Zeit führt die Strecke durch eine etwas hügeligere Landschaft und ich erkenne dichten Nebel in den Tälern. Erst später wird anhand des Geruches klar, dass es gar kein Nebel sondern Rauch von den nächtlichen Holzfeuern zum Heizen und den Kochstellen ist. Da wäre mal eine Feinstaubmessung interessant und dann die Hochrechnung auf die Menge in einem solchen Tal. Bei einem Vergleich mit der gesamten Feinstaubmenge in Deutschland, bin ich mir sicher, dass da jedes einzelne Tal in Sambia die Nase vorn hätte.

Pakete mit Holzkohle.
Pakete mit Holzkohle zum Verkaufen.

Außerdem ist das Erzeugen von Holzkohle im ganzen Land ziemlich zur Mode geworden - leider ohne die gefällten und der Natur entrissenen Bäume auch wieder aufzuforsten. Die ersten Anzeichen für die langfristigen Folgen sind im Land durchaus schon zu erkennen - die Verwandlung der ehemaligen Baumsavanne im direkten Umkreis der Dörfer zu Buschsavannen und in trockeneren Gegenden auch zu Grassteppen.

Insbesondere die ersten 225 km bis zur berühmten Brücke über den großen Luangwa Fluß, diese wichtige und im ganzen Land bekannte Brücke ist einspurig, sind sehr schlecht und haben mich unglaublich lange vier Stunden gekostet. Viel zu viel. Die Straßenqualität bis hierher ist wirklich unbeschreiblich. Viele und zum Teil sehr große Schlaglöcher, die eine beachtliche Tiefe von bis zu 30 Zentimetern haben. Ungleichmäßige, bis weit in die Fahrspuren hinein beidseitig ausgefranste Seitenstreifen. Große Schlaglöcher in der Mitte der Straße und zum Teil so viele Schlaglöcher nebeneinander, dass die Straße über die gesamte Breit beschädigt ist. Dann hilft kein Umfahren oder Ausweichen mehr, was bei Gegenverkehr sowieso ein Problem ist, sondern nur noch ganz langsames Schritttempo. Mehr ein langsames Hineinrollen der Räder und wieder Herauskriechen. Denn Geländewagen hin oder her, ein solches Schlagloch kann schnell erheblichen Schaden am Fahrwerk verursachen und auch die Reifen haben ihre Belastungsgrenzen. Zum Teil ist die Schlaglochdichte so hoch, dass die Straße über mehrere hundert Meter nicht mehr befahrbar ist. Dann haben sich meist seitlich der Fahrbahn Sandpisten gebildet.

Straßenqualität.
Eine noch eher harmlose Schlaglochstelle.

Selbst das Fahren mitten auf der Straße bringt nicht immer Abhilfe. Obwohl das vor allem Abends angebracht ist, da dann die Gefahr von Tieren und Menschen auf der Fahrbahn sehr viel größer ist. Sehr unangenehm sind die Schatten von Bäumen und Büschen auf der Straße, weil man so Unebenheiten oder Schlaglöcher in der Straße sehr viel später erkennt. Gleiches gilt für die tief stehende Sonne.

Straßenqualität.

Es fällt auf, dass innerhalb von kleinen Orten und um Siedlungen herum die Dichte der Schlaglöcher im Vergleich zu langen Überlandstrecken ungewöhnlich hoch ist. Das könnte natürlich am stärkeren Gebrauch der Straße liegen oder an der höheren Anzahl an Unfällen mit Fahrzeugbränden. Denn das sind oft die Startpunkte für die Destabilisierung des Asphalts, weil der Teer verbrennt. Aber der Verdacht, dass dies absichtlich verursachte Schlaglöcher sind, um die Lastwagen und Autos langsamer fahren zu lassen um seine Waren besser anpreisen zu können, drängt sich schon irgendwie auf. Überall in Sambia gibt es Verkaufsstände am Straßenrand für Gemüse, Obst und Holzkohle. Viele davon sind auch gut bestückt.

Verkaufsstände am Straßenrand.
Verkaufsstände für Obst und Gemüse am Straßenrand.

Das Fahren auf solchen Strecken ist sehr anstrengend. Zum einen die sehr schlechte Straßenqualität, die die volle Konzentration erfordert. Dann muss man unbedingt auch für den Gegenverkehr mitdenken. So manches Lenk- und Ausweichmanöver des Entgegenkommenden versetzt einem schon einen kleinen Schock. Dann die vielen Fußgänger, Fahrradfahrer und Tiere, die sich auf und an der Straße aufhalten. Für mich erschwerend kommt hinzu, dass das Fahren hinter einem Lastwagen wenig Sicht auf den Gegenverkehr zulässt, weil mein Steuer auf der falschen Seite und damit am Straßenrand ist. Für ein Überholmanöver bin ich entweder darauf angewiesen, dass der Lastwagenfahrer ein Zeichen gibt oder dass ich mich an einen von weiter hinten Überholenden anheften kann.

In Petauke lege ich einen kurzen Tankstopp ein. Leider gibt es hier nur Lastwagendiesel mit etwa 5000 ppm Schwefel. Es ist bereits nach halb zwei und es sind noch 300 km vor mir. Die Temperatur ist inzwischen auf 28 °C gestiegen bei weiterhin wolkenlosem Himmel.

Weite Teile der Strecke nach Chipata sind ordentlich renoviert. Und zwar als "Rehabilitation of the Great East Road" finanziert im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojektes von der Europäischen Union. Trotzdem ist die Strecke mautpflichtig und ich erdreiste mich tatsächlich einmal an einer Mautstelle zu fragen, ob ich als EU-Bürger, der das ganze ja mit seinen Steuer mitbezahlt hat, nicht von der Maut ausgenommen sei. Ich zeige dazu meinen Reisepass. Die sehr ehrliche Antwort hat mich dann doch etwas überrascht. Nein, denn das Geld der Maut werde ja nicht für die Straße gebraucht. Ich frage verstutzt nach. Dann fragt mich mein Gegenüber im Mauthäuschen, ob ich das denn nicht wüsste. Ich entgegne mit nein, weil auf den Schilder zur Ankündigung der Mautstellen ja steht, dass das für die Sanierung der Straßen wichtig sei. Das solle ich lieber nicht glauben. Im August seien Präsidentschaftswahlen und der Wahlkampf koste sehr viel Geld. Wir beide schauen uns an und grinsen. Nach einem kurzen und sehr freundlichen Austausch fahre ich weiter - und natürlich habe ich gezahlt, denn ich brauche bei der Ausreise den entsprechenden Kassenbeleg.

Schild zur EU-Finanzierung.

Auf der Fahrt habe ich relativ oft gesehen, wie Wassertransporter am Straßenrand halten und die Leute aus den umliegenden Dörfern mit Kanistern ihr Trinkwasser abholen. Und dann auf dem Kopf balancierend nach Hause bringen. Und damit fangen schon die Kleinen an. Obwohl Sambia viele Flüsse, Wasserfälle und Feuchtgebiete hat, scheint das Wasser eher ungleichmäßig verteilt und so diese Maßnahme mit Wassertransportern in einigen Gegenden von Nöten zu sein.

Was mir weiterhin aufgefallen ist, ist das Schilder zur Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung nach einem Ort meistens fehlen. Da die Ortsausgänge auch schwer erkennbar sind, ist das eine beliebte Falle der Polizei um für eine reale oder angebliche Geschwindigkeitsübertretung zu kassieren.

Um kurz nach halb sechs geht die Sonne mit einem wunderschön intensiven Abendrot unter, es ist also genug Feinstaub in der Luft. Leider kann ich dem Sonnenuntergang nicht all zu viel Aufmerksamkeit widmen. Für mich heißt es weiterfahren. Es sind noch 45 km und noch ist es zum Glück nicht ganz dunkel. Dann kommt mal wieder eine einspurige Brücke. Wobei die Verständigung zur Vorfahrt sehr ruhig und gelassen erfolgt. Eine wichtige T-Kreuzung ist nicht mehr weit und die sollte ich noch schaffen bevor es um 17:45 komplett düster wird. Die Straße ist insgesamt in einem recht guten Zustand. Natürlich gibt es auch hier Schlaglöcher und die Seiten sind ausgefranst. Aber ich kann hinter einem Einheimischen her fahren, der scheinbar die Problemstellen kennt, entsprechend rechtzeitig ausweicht und ein gutes Tempo vorgibt. Aber die Fahrt wird immer gefährlicher, weil das Risiko steigt, dass Tiere aus dem Busch auf die Straße laufen oder ich Menschen in dunkler Kleidung übersehe.

Sonnenuntergang.

Ich erreiche die T-Kreuzung bei einem Rest von Helligkeit. Leider fährt der Einheimische in die andere Richtung. Ich schalte das Fernlicht ein und gebe Gas. Die Straße ist deutlich enger und führt nach kurzer Zeit durch viele Dörfer. Das Gras am Straßenrand ist höher als das Auto und wächst weit in die Straße hinein. Immer wieder komme ich zu größeren Menschenansammlungen die laute Musik laufen haben und irgendwas rufen. Ich denke das hat mit den bevorstehenden Wahlen zu tun. Es ist dunkel. Ich fahre jetzt sehr langsam. Denn die Sicht ist durch Rauchschwaden behindert und es sind einfach zu viele Menschen, Fahrräder und Tiere auf der Straße. Ich bin in keinem Ort mehr und trotzdem ist die Straße voll.

Trotz der geringen Straßenbreite herrscht recht reger Gegenverkehr. Nach etwa einer halben Stunde erreiche ich laut GPS die Ortschaft Mfuwe. Da kommt ein großer Platz auf dem eine sehr große Zahl an Menschen feiert. Ich fahre sehr langsam dran vorbei. Dann geht die Suche nach dem Schild zu meiner Unterkunft los. Das ist nachts wirklich unangenehm. Denn ich muss mich zu aller erst auf die Straße konzentrieren. Aber das Schild für die Abzweigung kommt einfach nicht. Zwei Schilder am Straßenrand sind vom Auto aus nicht zu lesen. Ich nutze meine Taschenlampe, aber da war nicht das gesuchte Schild dabei. Es geht weiter.

Landschaft auf dem Weg nach Chipata.
Landschaft auf dem Weg nach Chipata.

Nach einigen hundert Metern dann das ersehnte Schild. Ich biege von der Straße ab und stelle erst jetzt fest, wie hoch die Straße doch über dem umliegenden Gelände gelegen ist. Nach circa zwei Kilometer Holperpiste komme ich schließlich um halb sieben wohl behalten an.

 

Freitag, 02. Juli 2021
Ein wohlverdienter Ruhetag.

 

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