South Luangwa Nationalpark

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Samstag, 03. Juli 2021
Morgen Game Drive mit David. Das bedeutet Aufstehen um 05:30 Uhr und Abfahrt um 06:00 Uhr. Oh mein Gott, das ist wirklich nicht meine Zeit. Ich kann noch nichts Essen oder Trinken. Es ist noch eiskalt. Ich sitze da mit Winteranorak und bekomme noch eine Decke. Ich bin der einzige Gast heute. Mit einer kurzen Getränkepause dauert die Fahrt bis nach 10 Uhr. Ich verzichte jetzt darauf hier alle Tiere aufzuzählen, die ich an den Tagen hier am South Luangwa gesehen habe und beschränke mich auf die Bilder und einige interessante Informationen.

Flusslandschaft.

Wir überqueren den Luangwa Fluss. Er hat die höchste Dichte an Flusspferden, nämlich 40 Tiere  pro Kilometer, von allen afrikanischen Flüssen. Der Fluss führt derzeit gut Wasser. Wenn die Pegel aber sinken, und in trockenen Jahren das Wasser in den verbleibenden Pfützen nach und nach verdunstet, dann kommt im hiesigen Bereich des Flusses wirklich Aktion auf. Zwischen Flusspferden und Krokodilen und zwischen den Krokodilen und den vielen Tieren, die zum Trinken an den Fluss kommen müssen.

Ein Leopard kurz nach Sonnenaufgang.
Ein morgendlicher Glücksfall: ein Leopard.
Ein hochschwangeres Zebra.
Ein hochschwangeres Zebra.
Zebra.
T
Ein kleine Gruppe Pokos. Im Unterschied zu den in ganz Afrika verbreiteten Impalas sind sie einfarbig.
Warzenschwein beim Grasmähen.
Ein Warzenschwein beim Grasmähen. In der typische Haltung auf den Vorderknien.
Ein Reiher.Graureiher.
Hornrabe.
Ein Hornrabe.

 

Abend Game Drive mit David und einem weiteren Guide. Wir starten um 15:30 Uhr. Nach einer Pause zum Sonnenuntergang verwandelt sich die Fahrt dann zu einem Night Game Drive. Der zweite Begleiter bedient dann den Suchscheinwerfer. Wir sind diesmal fünf Gäste.

Waran.
Wir beginnen bescheiden mit einem Waran.
Gruppe von Löwen.Bienenfresser.Hyäne.Sonnenuntergang.

 

Sonntag, 04. Juli 2021
Ein Tag zum Ausschlafen, Ausruhen und Planen. Ich stelle meinen Visumsantrag für Tansania und buche noch einige Unterkünfte für die kommende Fahrt von hier bis Kigali in Ruanda. Am meisten Zeit beansprucht die Organisation meines nächsten Covid-Tests, der für die Einreise nach Tansania gebraucht wird. Ich schreibe das sambische Gesundheitsministerium an, um nach entsprechenden Testmöglichkeiten zu fragen. Ich habe erwartungsgemäß bis heute, drei Wochen danach, noch immer keine Antwort erhalten.

 

Montag, 05. Juli 2021
Morgen Game Drive mit Moses. Aufstehen um 05:20 Uhr und Abfahrt wieder um 06:00 Uhr. Es ist wieder eiskalt. Diesmal sind wir zu fünft und die Fahrt wird sehr lange dauern. Mit einer Getränkepause kommen wir diesmal erst nach 11 Uhr zurück. Moses nimmt sich sehr viel Zeit. Man merkt seine Erfahrung. Er kann auch die komplizierten Fragen sehr gut beantworten. Wir fahren in einen etwas einsameren Bereich des Parks.

Leopard.
Volltreffer: ein Leopardenweibchen mit wunderschöner Fellzeichnung kommt von ihrer früh morgendlichen Jagd zurück. Sie hatte leider keinen Erfolg und kehrt nun zu Ihrem versteckten Bau zu ihren Kleinen zurück.
Leopard.
Leopard.
Leider können wir ihr in das schützende Dickicht nicht folgen um auch die Kleinen zu beobachten.

 

Dann kommen wir in eine typische Grassteppe. Dort stehen überall vertrocknete Baumstümpfe. Hierbei handelt es sich vor allem um die Überreste der Mopane-Bäume. Die Rinde dieser Bäume wird sehr gerne von Elefanten abgeschält und gefressen, da sie ganzjährig einen hohen Mineralgehalt bietet. Wenn dabei die Rinde des Baumes einmal um den Stamm herum entfernt ist (ring barking) stirbt der Baum ab. Die Vegetation verliert an diesen Stellen dann wichtige Schattenspender und verändert sich entsprechend. Auch die Tiere adaptieren ihre Fressgewohnheiten und weichen auf andere Bäume aus. Immerhin benötigt ein ausgewachsener Elefant täglich etwa 300 kg Futter, da sein Verdauungstrakt nicht sehr effektiv ist. Er frisst etwa 20 Stunden am Tag. Am Ende verwandelt sich die Gegend in eine Grassteppe. So stellen eine zu große Anzahl an Dickhäutern eine Gefahr für die Versteppung und Verwüstung einer Gegend dar. Ein sehr wichtiges Argument für eine Kontrolle der Anzahl der Dickhäuter in einer Region.

Die toten Bäume stammen aus dem letzten Jahrhundert. Da gab es zunächst noch sehr umfangreiche Elefantenpopulationen. Die Elefanten wurden damals zu tausenden von Wilderern und Trophäenjägern abgeschlachtet, bis ihre Anzahl so stark geschrumpft war, dass man endlich ernstzunehmende Gegenmaßnahmen ergriff. Die Nashörner in der Region sind damals ausgerottet worden. Bei den Elefanten kam es übrigens zu einer interessanten genetischen Auslese. Da überwiegend Elefanten mit großen Stoßzähnen bejagt wurden, konnten sich diese Tiere nur noch in geringem Umfang fortpflanzen. Daher haben die Tiere, die heute im Park leben, überwiegend kleine Stoßzähne und zum Teil nur einen oder gar keine. Heute ist die Population wieder so groß, dass sie inzwischen durch Umsiedlungsmaßnahmen oder durch gezielten Abschuss im Zaum gehalten werden muss.

Die Veränderung der Vegetation durch Elefanten.
Die Veränderung der Vegetation durch das Fressverhalten der Elefanten.
Landschaftsaufnahme.

Neben den Mopane Bäumen mögen die Elefanten auch die Rinde der sehr empfindlichen Baobab Trees. Deren Zahl hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verringert. Sie stehen in Sambia und Botswana inzwischen unter besonderem Schutz.

Baobab-Baum.
Ein Baobab. Im Winter sieht es so aus, als wurde er verkehrt herum in die Erde gepflanzt.

Aber die Pflanzenwelt hat noch eine erstaunliche Anpassung an die dickhäutigen Vielfraße hervorgebracht. Der Rain Tree trägt sein Laub eigentlich ganzjährig. Allerdings simuliert er im Winter, solange er noch klein und anfällig ist, einen Pilzbefall und sein eigenes Vertrocknen, um die Elefanten von einem Verzehr abzuhalten. Der erwachsene Baum zeigt dieses Verhalten nicht mehr.

Mimikry des Rain Trees.
Die erstaunliche Mimikry eines vollkommen gesunden Rain Trees.

 

Eine Szene mit sehr vielen Tieren und Tierarten.
Eine Szene mit sehr vielen Tieren und Tierarten. Flusspferde, Krokodile, Reiher und eine Schildkröte.
Warzenschwein mit Sekretärsvogel.
Ein im harten Lehm nach Nahrung buddelndes Warzenschwein. Im Hintergrund zwei Sekretärvögel.

 

Dann sieht Moses eine größere Anzahl an Geiern. Sie kreisen am Himmel. Zunächst dachten wir, sie nutzen einfach die gute Thermik aus. Aber dann flogen einzelne Vögel tiefer. Und das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass für die Vögel hier nicht die Thermik sondern eine Futterquelle von Interesse ist. Wir beginnen im Umkreis zu suchen.

Kreisende Geier.
Die Geier kreisen auffällig im Tiefflug. Da muss ein Raubtier einen Jagderfolg erzielt haben.  

Schließlich entdecken wir zwei Löwenmännchen im tiefen Gras liegend. Aber von einer Beute ist keine Spur mehr, nur noch etwas Blut. Es muss sich, nach Moses, also nur um einen kleinen Snack gehandelt haben. Jetzt liegen die beiden zufrieden und faul im Gras und schlafen. Übrigens schlafen Löwen an die 23 Stunden am Tag. Nach einer viertel Stunde fahren wir weiter.

Löwenmännchen.
Ein Löwenmännchen bei seiner Lieblingsbeschäftigung nach einem kleinen Morgenimbiß.
Da ist für die Geier und anderen Aasfresser leider nichts mehr übrig geblieben.

Uns fällt eine große Gruppe von Giraffen auf. Beim Laufen heben sie immer die Füße auf der gleichen Seite. Das machen übrigens insgesamt nur 3 Tierarten. Die Kamele, die Giraffen und noch eine Antilopenart. Ich hatte in der Vergangenheit schon des öfteren das Trinken von Giraffen gesehen. Wie sie ihre beiden Vorderfüße weit auseinander strecken um mit dem Hals das Wasser zu erreichen. Diesmal sehen wir die gleiche Stellung, aber nicht zum Trinken sondern zum Grasfressen. Manchmal legen sich Giraffen zum Schlafen hin, wobei aber der Kopf oben und der Hals senkrecht bleiben. Das ganze dauert immer nur sechs Minuten, dann geht es wieder weiter. Ebenfalls interessant ist der Lebensstart für eine Giraffe. Das beginnt mit einem heftigen Schockereignis. Denn die Geburt bei Giraffen findet im Stehen bzw. beim Laufen statt. Da haben die Kleinen einen ordentlichen Fall zu absolvieren.

Giraffen.
Giraffenbaby.
Ganz junges Giraffenmädchen.

 

Moses begleitet uns auch auf dem heutigen Abend Game Drive.

Greifvogel - ein Snake-Eagle.
Ein imposanter Greifvogel - ein Snake Eagle.
Waterbuck.
Ein Waterbuck. Von hinten sieht es übrigens so aus, als habe sich das Tier auf eine frisch gestrichene Klobrille gesetzt.

 

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir an einer schönen Stelle des Parks angekommen und machen eine kleine Pause. Es gibt Popcorn und verschiedene Getränke. Wir bestaunen die eleganten Giraffen, die hinter uns vorbei ziehen. Dann gehört unsere Aufmerksamkeit ganz der untergehenden Sonne.

Sonnenuntergang.

Kurz nachdem die Sonne unter den Horizont getaucht ist, und noch bevor wir unseren Sundowner beendet haben, hören wir nicht weit von uns die Impalas blöcken. Dieses typische tiefe Schnauben, dass sie bei Gefahr von sich geben. Dann fangen die Paviane in der Nähe an zu brüllen. Es sind Gefahr-Rufe. Moses und mir ist sofort klar, dass hier ganz in der Nähe ein Leopard unterwegs sein muss. Wir machen uns sofort auf die Suche. Und tatsächlich in nur etwa zwanzig Metern Entfernung läuft ein Leopardenweibchen aus dem Busch und auf offener Fläche an uns vorbei. Wir sind zu diesem Zeitpunkt übrigens nicht im Auto. Sie markiert mehrfach. Da drängt uns Moses, die Pause zu beenden. Eine ganze Anzahl an Autos ist inzwischen eingetroffen, aber die Leopardin ist bereits im dicken Busch wieder verschwunden. Trotz der intensiven Suche der vielen Scheinwerfer bleibt die Leopardin verschwunden. Moses aber fährt relativ zügig vom Geschehen weg und nähert sich im weiten Bogen von der Rückseite der Szenerie. Er ahnt etwas.

Abendrot.

Da hören wir im nahen Gebüsch einen typischen Ruflaut. Es klingt ein wenig wie der Ruf eines Geparden nach seinen Kleinen, allerdings deutlich tiefer. Es ist wirklich unglaublich. Da kommt unweit von uns ein zweiter Leopard, diesmal ein Männchen, aus dem Gebüsch. Es legt sich auf einer kleinen Anhöhe unweit des Autos hin und schaut in die Gegend. Dann wieder dieser Ruflaut. Das Männchen hat die Anwesenheit des Weibchens mitbekommen und ruft nun nach ihr. Aber sie bleibt verschwunden. Er steht nach einigen Minuten auf und wandert auf offener Fläche davon bis wir ihn nicht mehr sehen können.

Ein letzter Erfolg.

 

Eine halbe Stunde später ist es stockdunkel. Nur die Scheinwerfer vom Auto und der Suchscheinwerfer erlauben einen Blick in die Dunkelheit. Dann bitte ich Moses auf einer relativ offenen Fläche stehen zu bleiben und einmal alle Lichter auszuschalten. Er und die anderen Gäste stutzen etwas. Aber ich verleihe meiner Bitte etwas Nachdruck. Er folgt meiner Bitte. Nach wenigen Minuten haben sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt und dann ist die volle Pracht des südlichen Sternenhimmel über uns zu bewundern. Ein phantastischer Abschluss für einen unglaublich intensiven Tag.

Nachthimmel.

 

Dienstag, 06. Juli 2021
Ausschlafen und Ruhetag. Ich spreche mit Kent, dem Lodgebesitzer, über meinen Plan, morgen in acht Stunden den Süd-Nord-Korridor durch den South Luangwa Nationalpark zu fahren. Er meint es sei eine wunderbare Fahrt. Nur die Flussdurchquerung am Ende sei eine Herausforderung. Aber, da es seit März nicht mehr geregnet hat, dürfe die Strecke trocken sein und der Fluss nicht zu viel Wasser führen. Ansonsten verwandelt sich, bei feuchter Strecke, der ansonsten steinharte Lehm in eine matschige Rutschbahn. Es sei jetzt also machbar. Ich solle aber morgen einfach die Ranger am Parkeingang noch nach dem derzeitigen Zustand der Strecke fragen.

Zur Sicherheit zeigt er mir noch eine alternative Route, falls doch irgendetwas dazwischen kommen sollte. Dort sei die Straße im Norden zwar nicht ganz unproblematisch, aber es sei durchaus auch in einem Tag zu schaffen. Aber irgendwie scheint mir die Alternativroute bei weitem nicht so attraktiv.

 

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