Sonntag, 22. August 2021
Ein kurzer Spaziergang zum Moringa Wasserloch von Halali. Dort ist allerdings nichts los. Auch im Busch der näheren Umgebung bewegt sich nichts. Ich fahre zum nahe gelegenen Hello Hills. Der mächtige Felsenhügel inmitten der flachen Landschaft ist imposant und sieht wie ein großer Steinhaufen aus. Er ist mit Büschen bewachsen, die derzeit noch alle ohne Blätter sind. Aber es sind keine Tiere auf dem Hügel. Vereinzelt mal ein Vogel. Ich hatte gehofft, hier einen Leoparden auf seinem Aussichtssitz anzutreffen.
Es gibt hier das künstliche Wasserloch Hello, das aber derzeit nicht aktiv und ohne Wasser ist. Insgesamt ist der Etosha Nationalpark wesentlich steiniger als alle bisherigen Parks. Nur in der Gegend von Namutoni herrscht noch ein eher lehmiger Boden, zum Teil mit Salzkruste, vor. Die Pisten dort sind daher auch eher angenehm zu befahren. Im Vergleich dazu ist die gesamte Gegend um Halali und alles was westlich davon liegt sehr steinig. Entsprechend verändert sieht auch die Flora aus. Die Steine schauen überall zwischen dem Gras hervor. Auch die Wege sind für die Reifen entsprechend deutlich anspruchsvoller und lauter.
Ich beschließe, mich hier in der Stichpiste des trockenen Hello Wasserlochs in Sichtweite des Hello Hills in den Schatten eines kleinen Baums zu stellen und einfach mal abzuwarten und zu beobachten, was so passiert und wer hier so vorbeikommt. Es geht ein leichter, sehr angenehmer Wind und die Temperatur bleibt heute angenehm niedrig. Auf der Farm hatte ich vor einigen Tagen gelernt, dass der Wind zwar für mich sehr angenehm, aber für die Tierbeobachtung doch eher hinderlich ist. Denn er verursacht, dass sich viele Tiere im Windschatten von Büschen oder Bäumen hinlegen, sich kaum bewegen, und so sehr viel schlechter zu sehen und zu erkennen sind.
Nach einer halben Stunde kommt eine ganze Horde von Zebramangusten vorbei. Sie kommen einzeln oder in kleinen Gruppen herangelaufen und versammeln sich auf dem Platz vor meinem Auto. Vielleicht fünf Meter entfernt. Sie bestaunen mein Auto, beziehungsweise scheint ihnen dieser silberfarbene Kasten irgendwie ungewöhnlich vorzukommen. Die vielleicht zwanzig Tiere stehen alle auf einem Haufen, zum großen Teil auf ihren Hinterbeinen und schauen dann in alle Richtungen. Sie sind wirklich putzige und schlaue Kerlchen. Zusammen besitzen sie eine erstaunliche Schwarmintelligenz. Und plötzlich kann ich mir bildlich vorstellen, wie die ersten mangustenähnlichen Säugetiere auf unserem Planeten vor siebzig Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen habe, indem sie geschickt die Gelege der vergleichsweise schwerfälligen Großechsen ausräuberten.
Dann werden wir leider von einem anderen Touristenauto gestört, das mit viel zu hoher Geschwindigkeit herankommt. Und plötzlich rennt die ganze Rasselbande koordiniert in einer Richtung davon. Leider kommen sie nicht mehr zurück. Ich bleibe weiter dort stehen und beobachte über mehrere Stunden den Busch. Es kommt leider nichts vorbei. Und immer wieder der obligatorische Blick in den Rückspiegel, ob sich nicht doch Elefanten von hinten heranschleichen. Um die Mittagszeit zieht ein kleiner Sandwirbel vorbei. Ansonsten nichts außer etwas raschelndem Laub.
Am Nachmittag fahre ich dann zu dem natürlichen Wasserloch Goas. Dort sitzen zwei Adler und ein Geier am Wasser. Ein weiterer Adler sitzt in vielleicht zwanzig Meter Entfernung auf einem toten Baum. Natürlich sind auch hier Impalas und Springböcke. Drei Giraffen kommen aus dem Busch zum Trinken. Und eine Oryx-Antilope ist vor Ort. Die Bewegung der Adler beim Trinken ist interessant. Zunächst aus der normalen sitzenden Körperhaltung eine sehr schnelle Bewegung mit dem Kopf nach vorne und unten und mit dem Schnabel ins Wasser. Dabei scheinen sie in die Knie zu gehen. Dann erheben sie den Kopf und strecken ihn in die Luft. Als ob das Wasser nicht selbst die Speiseröhre hinunterlaufen würde. In der nächsten Stunde passiert leider weiter nichts. Das natürliche Wasserloch Noniams in der Nähe ist komplett ohne Tiere.
Ebenso am natürlichen Wasserloch Nuamses in der Nähe des Etosha Outlook. Nur in einem Busch neben dem Auto bewegt sich etwas. Das Etwas fängt dann an zu zwitschern. Dann fliegt ein Riesenglanzstar auf einen Nachbarbusch. Jetzt ist er gut zu erkennen. Sein Gefieder ist blau und glänzt in der Sonne metallisch. Ein zweiter Star fliegt vom anderen Ende des Wasserlochs zu dem Busch. Ansonsten sehe ich am Wasserloch noch zwei Kiebitze. Der erste Star hüpft auf den Boden neben dem Auto. Ich suche mit dem Feldstecher die Gegend ab, kann aber sonst keine Tiere entdecken. Dann fliegt der erste Star auf den linken Außenspiegel. Er sitzt direkt circa einen halben Meter neben mir. Und fängt wieder an fröhlich zu zwitschern. Es hört sich fast so an, als würde er mir eine Geschichte erzählen. Er hat ein erstaunliches Spektrum von Tonfolgen und kann scheinbar auch einfache Geräusche nachmachen.
Sein Gefieder sieht auch aus der Nähe betrachtet wunderschön glänzend aus. Seine Augen sind im Kontrast zum Federkleid orange. Es ist also ein Männchen. Er sieht mich ganz scharf an, indem er den Kopf ein wenig dreht - und erzählt weiter. Ich strecke vorsichtig die Hand aus. Aber das scheint ihm nichts auszumachen. Als ich sie zurückziehe, hüpft er auf die Fahrertüre und ist nur noch Zentimeter von mir entfernt. Er fährt mit seiner Erzählung fort. Und noch viel erstaunlicher, nach wenigen Minuten fliegt auch der zweite Star auf den Außenspiegel. Jetzt sitzen also zwei Stare auf der Fahrerseite. Aber nur der erste zwitschert. Das geht einige Minuten so. Und was jetzt? Ich gehe vorsichtig von der Bremse und lasse den Wagen ein paar Zentimeter rollen. Das tut den beiden allerdings nichts. Dann lasse ich den Wagen an und fahre ein wenig. Weil die Stelle sehr uneben ist, wackelt das Auto sehr. Die beiden haben sichtlich Mühe zu balancieren. Aber erst als ich erneut meine Hand in ihre Richtung bewege, fliegen beide davon.
Ich fahre nochmals ans Ende der Welt, dem Etosha Lookout, um die Einsamkeit zu genießen. Beim Rausfahren sehe ich eine kleine Antilope, wahrscheinlich ein Dikdik, die leider schnell ins hohe Gras springt, dann aber stehen bleibt und neugierig schaut. Auf dem Weg zurück zum Camp stehen plötzlich hinter einer Kurve zwei jüngere Springböcke auf dem Weg. Beide laufen mit ihrem typisch trippelnden Gang ein wenig vor dem Auto her. Aber dann krümmt einer der beiden den Rücken und beginnt freudig vor dem Auto her zu hüpfen, mit diesen ganz typischen Sprüngen der Springböcke. Es ist toll, aber die Handykamera ist natürlich wieder nicht schnell genug verfügbar, und so sind sie bereits weit vom Auto entfernt und auf meinem Video nicht mehr sichtbar.
Auch heute gehe ich nochmal zum Wasserloch von Halali. Es ist eine Elefantenfamilie am Wasserloch. Vor allem die zwei kleinen Babyelefanten tun sich noch sichtlich schwer mit dem Trinken. Denn sie müssen mit dem Mund trinken, weil sie das Ansaugen und Ausblasen ihres Rüssels noch nicht beherrschen und erst später lernen werden. Auf der Aussichtsplattform sind heute mehrere süße Mäuse unterwegs. Als es dunkel wird, laufe ich zurück zum Camp und sehe einen niedlichen Hasen aus dem Busch ins Camp hüpfen. Der soeben über dem Horizont auftauchende Vollmond ist tiefrot.
Montag, 23. August 2021
Für heute ist die Fahrt nach Okaukuejo geplant. Es ist diesig, und es herrscht relativ hohe und doch recht dichte Bewölkung. Genauer betrachtet ist es ein riesiges Wolkenband, das laufend vor der Sonne vorbeizieht. Die Sonne ist zwar stark, aber das Licht bleibt am Morgen dennoch irgendwie fahl. Auch heute geht den ganzen Tag ein konstanter, kühlender Wind. Dennoch wird es im Maximum 32 °C. Zunächst verlasse ich Halali Richtung Hauptstraße im Norden. Schon auf dieser kurzen Strecke sehe ich viele Zebras und Springböcke. Dann passiere ich eine Familie von Giraffen, die die Straße im Galopp queren. Kurz danach folgt die Elefantenfamilie mit den zwei kleinen Babys, die gestern Abend am Wasserloch getrunken hat. Und das alles auf der kurzen, nur sieben Kilometer langen Strecke vom Camp weg. Auf der Weiterfahrt sehe ich dann unglaublicherweise auch noch ein einsames, älteres, männliches Spitzmaulnashorn. Ein schwarzes Nashorn oder black rhino. Sie fressen neben Kräutern bevorzugt Blätter von Büschen und Sträuchern und werden bis zu 1,4 Tonnen schwer. Leider werden die Tiere seit Beginn der Corona-Pandemie wieder exzessiv bejagt.
Nach so vielen Highlights innerhalb kurzer Zeit habe ich den Tag gedanklich schon fast abgehakt. Ich komme an die Hauptstraße und überlege kurz, wohin es heute gehen soll. Irgendeinem Instinkt folgend, fahre ich Richtung Osten und möchte mein Glück nochmal beim 11 Kilometer entfernten Wasserloch Nuamses versuchen. Das mit den Riesenglanzstaren gestern. Ich fahre sehr langsam, lasse den Wagen mit Standgas die weite und nur mit niedrigen Büschen bewachsene Ebene entlang rollen. Ich sehe zunächst nichts. Kein anderes Auto weit und breit. Nach circa vier Kilometern bewegt sich etwas im Busch auf der linken Seite. Ich bin noch weniger als 10 Meter entfernt, schalte in den Leerlauf und lasse den Wagen ausrollen. Er bleibt nach einem halben Meter stehen. Aus dem Busch erscheint etwas Dunkles und bleibt am linken Straßenrand stehen. Es hat vielleicht die Größe eines Labradors.
Das Tier setzt sich und dann erkenne ich es. Es ist ein ausgewachsener Leopard. Ich öffne die Fahrertüre und steige aus dem Auto aus, denn ich will solche Bilder nicht durch die Windschutzscheibe machen müssen. Ich muss mich wieder sehr stark zurücknehmen, um hinter der Fahrertüre zu bleiben. Der Leopard sitzt mit dem Rücken zu mir. Seine weiße Schwanzspitze bewegt sich unentwegt. Er schaut die Straße entlang. Und sieht dann in alle Richtungen. Bevor er sich zu mir dreht und mich direkt ansieht. Und in dieser Situation sind da plötzlich nur noch der Leopard und ich. Und die Zeit scheint still zu stehen.
Er sitzt direkt neben dem Weg. Sein Fell ist einwandfrei und seine Fellzeichnung wunderschön und sehr gleichmäßig. Ein phantastisches Tier. Seine Ohren bewegen sich laufend und unabhängig voneinander. Er hat lange, weiße Schnurrhaare und doch eine kleine Unregelmäßigkeit in der Fellzeichnung im Nacken. Vielleicht nur verwuschelte Haare. Ich erkenne sehr gut, wie super weich das Fell in seinem Nacken sein muss.
Nach einiger Zeit steht er auf und läuft langsam über die Schotterpiste. Wie auf einem "Catwalk". Es ist ein phantastisches Tier. In der Mitte der Piste bleibt er wieder stehen. In perfekter Photopose. Er schaut entlang des Weges. Er ist gut genährt, hatte aber in dieser Nacht keinen Jagderfolg. Nun ist er auf dem Weg zurück zu seinem alten Beutebaum. Der Leopard sieht wieder die Straße entlang und dreht sich dann nochmals zu mir um. Wir schauen uns lange direkt in die Augen. Es ist ein zweiter magischer Moment. Ich muss dem äußerst intensiven Impuls widerstehen, hinzulaufen und ihn zu knuddeln.
Dann setzt er seine Wanderung fort und läuft langsam mit erhobener Schwanzspitze durch das hohe Gras und vorbei an niedrigen Büschen. Es ist absolut nichts von ihm zu hören. Ich kann seinen Weg eine Zeit lang verfolgen. Das Letzte, was ich von ihm sehen kann, ist seine weiße Schwanzspitze. Dann verschwindet er hinter einer bewachsenen Anhöhe.
Ich fahre nochmal zum Nuamses Wasserloch, das mit den Riesenglanzstaren. Auf dem Weg sehe ich zwei Greifvögel direkt neben der Piste sitzen. Als ich mich nähere, fliegen sie davon. Leider kann ich absolut nicht erkennen, was für die beiden Vögel da so interessant war. Sie sitzen jeweils auf einem Busch in unmittelbarer Nähe. Als sie sich wieder beruhigt haben, fliegen sie an die Stelle zurück und beginnen am Boden herumzulaufen. Sie suchen eindeutig nach Nahrung. Nach einiger Zeit fahre ich weiter zum Wasserloch. Aber dort ist diesmal absolut nichts zu entdecken. Also mache ich mich auf den Weg Richtung Westen zu meinem heutigen Ziel.
Ich besuche insgesamt sechs natürliche Wasserlöcher. Rietfontein liegt fast direkt an der Hauptstrecke. Salvadora, Charitsaub und Sueda liegen alle nur kurze Abstecher von der abkürzenden Nebenstrecke entfernt. Homob und Ondongab liegen wieder an der Hauptstrecke. Allesamt landschaftlich sehr interessant. Aber ich sehe dort keine außergewöhnlichen Tiere.
Dann begebe ich mich auf der 15 km langen Nebenpiste nach Süden zum künstlichen Wasserloch Gemsbokvlakte. Das ist ein Wasserloch in einer sehr steinigen, baum- und strauchlosen Ebene. Die Gegend ist völlig überfüllt mit Zebras jeden Alters. Und natürlich stehen sie wieder bevorzugt auf der Piste. Einige Zebras sitzen und einige liegen am Boden und schlafen. Es sind nur wenige andere Tiere wie Impalas und Springböcke in der Gegend. Ich fahre weiter zum künstlichen Wasserloch Olifantsbad. Auf dem Weg entdecke ich einen Sekretär im Gras nach Futter schnappen. Er ist ein relativ großer Vogel mit den typischen, langen Kopffedern. Olifantsbad ist sehr steinig. Aber außer einem Strauß und einigen Kudus sehe ich hier nur Vögel. Ich bleibe eine Stunde dort stehen. Immer wieder ein flüchtiger Blick in den Rückspiegel, um nicht von Elefanten überrascht zu werden. Aber es tut sich nichts. Dann geht's auf den Campingplatz von Okaukuejo. Das Camp liegt an einem natürlichen Wasserloch, das nachts für die Besucher beleuchtet wird. Am Wasser trinken zwei Giraffen und ein Nashorn. Insgesamt kommen in dieser Nacht drei Nashörner und sieben Elefanten, davon zwei ganz junge, vorbei.
Dienstag, 24. August 2021
Mein letzter voller Tag im Etosha Nationalpark. Zunächst fahre ich nochmal auf der Hauptstraße Richtung Osten. Dort gibt es den Aussichtspunkt Pan direkt an der Etosha Salzpfanne. Aber er ist bei weitem nicht so intensiv wie Etosha Lookout, da man nur bis an den Rand der Pfanne fahren kann.
Kurz nach dem künstlichen Wasserloch Nebrowni biege ich auf eine Nebenpiste Richtung Gemsbokvlakte. Auf dieser Piste werde ich von einigen Autos überholt. Doch dann sehe ich eine Familie von Erdhörnchen und mehrere Mangusten direkt neben dem Weg. Ich kann sie für eine knappe Stunde unbehelligt beobachten. Das Wasserloch Gemsbockflakte ist wieder komplett voll mit Zebras.
Ich entscheide mich umzukehren und in den Westteil des Parks zu fahren. Dieser Teil des Parks war bis vor kurzem für Parkbesucher gesperrt. Dort wurden früher die Tierbestände, vor allem von Elefanten kontrolliert. Denn diese Dickhäuter fressen etwa 300 kg Biomasse am Tag. Und eine Überzahl von ihnen kann den Busch in einer Region schnell so stark beschädigen, dass es zunächst zur Versteppung und dann zur Verwüstung kommt. Daher wurde und wird ihre Zahl inzwischen reguliert. Anfangs machte man den Fehler und schoss einzelne Tiere. Dies führte aber zu Verhaltensauffälligkeiten innerhalb der verbleibenden Tierfamilie. Deswegen ging man dazu über, ganze Familien in den westlichen Teil des Parks abzusondern und dann die gesamte Familie zu erschießen.
Erst seit wenigen Jahren gibt es das Galton Gate und ein Camp ganz im Westen. Dessen Gäste bekamen eine Sondergenehmigung zur Durchquerung des westlichen Parkteils. Heute sind mir drei Baustellen für weitere Camps entlang der Verbindungspiste nach Okaukuejo aufgefallen. Vor allem in der Nähe von Teespoed und Sonderkop. Das Gelände ist bereits freigeräumt. Auch ein neuer Airstrip wurde schon angelegt. Man hat also begonnen, den Westteil des Parks zu erschließen. Ob es angesichts der dortigen Wasserknappheit wirklich eine gute Idee ist, Touristencamps zu bauen, möchte ich mal stark bezweifeln. Zumal die meisten Touristen in ihren vom Überfluss geprägten Gewohnheiten keinen Gedanken an die Nachhaltigkeit ihrer Anwesenheit verschwenden. Und vom sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass haben die meisten absolut keinen Schimmer. Wer versteht schon mit insgesamt maximal 5 Litern Wasser pro Tag auszukommen.
Von Okaukuejo aus fahre ich zunächst einen Umweg über die beiden natürlichen Wasserlöcher Wolfsnes und Okondeka. Die Gegend ist karg. Am zweiten Wasserloch, das direkt an der Etoshapfanne liegt, ist ordentlich was los. An dieser austrocknenden und stinkenden Wasserpfütze ist alles voller Tiere. Oryx, Gnus, Springböcke und Zebras. Es kommt eine ganze Karawane von Gnus von einem umliegenden Hügel heran. Auch hier ein stetiges Kommen und Gehen von Tieren.
Auf der Weiterfahrt passiere ich die beiden Punkte Adamax und Natco. Dann biege ich wieder auf die Hauptstrecke Richtung Westen. Da sehr wenige Tiere auf der freien Strecke zu sehen sind, und die Zeit schon fortgeschritten ist, beschleunige ich zusehends und fahre meinem selbst gesteckten Tagesziel, dem Wasserloch Olifantsrus, entgegen. Bis dahin sind es noch 93 km.
Die Tierdichte im Westen ist abseits der Wasserlöcher tatsächlich sehr gering. Es ist zunächst überwiegend Grasland und geht dann in immer kargere, steinige Buschebenen über. Aber entlang des unterirdischen Flusslaufes, der nach circa einem Drittel der Strecke beginnt, wachsen Büsche und Bäume. Alle Wasserlöcher im westlichen Teil des Parks sind künstlich. An einigen ist so viel los, dass ich gar nicht näher hinfahren kann. Vor allem Duiwelsvuur und Teespoed werden von sehr umfangreichen Elefantengruppen beherrscht. Ob es jeweils nur eine Elefantenfamilie ist, wage ich angesichts der Anzahl an Tieren zu bezweifeln. Bei einem solchen unübersichtlichen Tiergewusel macht aber das Zuschauen eigentlich keinen Spaß mehr.
Ich fahre weiter bis Tobieroen, circa 10 km vor Olifantsrus. Es ist bereits 15:30 Uhr. In etwa 100 m Entfernung zur Abzweigung liegen zwei Löwen unter einem Busch direkt an der Straße. Ein Männchen und ein Weibchen. Ein dritter männlicher Teenager liegt vielleicht 30 m entfernt an einem Termitenhügel. Leider tun sie das, was Löwen immer tun. 23 Stunden am Tag. Nämlich faul rumliegen und schlafen. Auch ein kleiner Schakal treibt sich in der Nähe herum.
Dann entschließe ich mich zur Umkehr und schnellen Rückfahrt über die 116 km ins Camp Okaukuejo. Auf dem Weg mache ich nur noch einen ganz kurzen, 6 km langen, Abstecher hinunter in den Ghost Tree Forest oder Grunewald. Dort steht tatsächlich ein einsamer grüner Baum. Es sind aber keine Tiere zu sehen. Etwa 10 Minuten vor Sonnenuntergang komme ich wieder im Camp an. Die Umbuchung für die letzte Nacht in ein Chalet, damit der Aufbruch morgen früh ohne Zeltabbau schnell gehen kann, hat geklappt. Ich setze mich noch etwas ans Wasserloch. Es kommen insgesamt sieben Nashörner, zwei Schakale und einige große Greifvögel vorbei. Allesamt aber mit der Kamera nicht zu erfassen, dazu ist es trotz künstlicher Beleuchtung einfach zu dunkel. Ich glaube, es fliegen auch Fledermäuse herum, erkennbar an den spezifischen Tönen der Ultraschallreflexionen.
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