Lüderitz und Fish River Canyon

Gespeichert von hcm am

Montag, 30. August 2021
Ruhetag. Lüderitz scheint ein verschlafenes kleines Nest zu sein. Erbaut an einer der wenigen natürlichen Hafenbuchten am Atlantik. Und in einer Gegend, die nur aus steinigen Klippen zu bestehen scheint. Nur wenige hundert Meter landeinwärts gibt es dann nur noch Sand und Wüste.

Leider erkenne ich auch hier ein gewisses Bevölkerungswachstum und die entsprechende Zunahme von typisch afrikanischen Schwarzensiedlungen. Im Straßenbild gibt es fast nur Schwarze. Da fühlen sich die deutschen Straßennamen inzwischen etwas fehl am Platz an. Nur noch wenige Einwohner sprechen Deutsch. Aber es klingt irgendwie nach einem alten Deutsch aus dem letzten Jahrhundert. Die Mehrheit ist längst zu Afrikaans übergegangen.

Ich treffe beim Abendessen ein Ehepaar, er Richter am obersten Gericht in Johannesburg. Sie stimmen mit meinen Beobachtungen und Prognosen über und für Afrika absolut überein. Sie bringen einen interessanten Punkt zur Diskussion. Die Welt sei nicht in Schwarz und Weiß oder Arm und Reich geteilt, sondern viel eher in Intelligent und Dumm. In diejenigen, die sehen, wohin die Welt geht und diejenigen, die einfach in den Tag hinein leben und die großen Zusammenhänge nicht sehen, verstehen oder durchblicken. Ihre Argumente klingen überzeugend und interessant. Bezogen auf Afrika würden alle Intelligenten, weiße und schwarze, sehen, wohin die Reise geht und fürchten sich in gleichem Maße davor. Es wird ein sehr anregender und spannender Abend. Die Berichte der beiden über die offiziell tot geschwiegenen Zustände, weil sie nicht in die politische linke Multikulti-Agenda passen, sind einfach nur hanebüchen. Und er weiß wirklich aus ersten Hand zu berichten. Und wenn man etwas genauer sucht, dann findet man die einschlägigen offiziellen Regierungsberichte auch. Beispielsweise über den mittleren zweistelligen Prozentsatz von schwangeren südafrikanischen Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Oder über die wirklichen Anforderungen bei Abschlussarbeiten an Universitäten. Wobei der Begriff "Anforderung" der Realität nicht gerecht wird, eher dessen Gegenteil.

 

Dienstag, 31. August 2021
Ruhetag. Es ist äußerst windig. Das Meer ist selbst in der Lüderitz-Bucht sehr unruhig. Ein Ehepaar, das die Grenze zwischen Namibia und Südafrika bereits mehrfach überquert hat, erklärt mir beim Frühstück, dass ich für den Grenzübertritt nach Südafrika nun doch einen PCR-Test brauche. Der Rapid-Test wird scheinbar nur dann anerkannt, wenn man mit einem PCR-Test von Südafrika nach Namibia gereist ist und sich dort weniger als sieben Tage aufgehalten hat. Netterweise können mir die Beiden das Wo und Wie für den Test erklären. Leider gehe nur Bezahlung per Bargeld. Also eile ich durch Lüderitz noch zu einem Bankautomaten. Allerdings kann ich den Test heute noch nicht durchführen, weil er von der Probenahme nur 72 h gültig sein wird. Und ich bin noch vier Tage in Namibia. Aber ich finde schon mal die Praxis in der die Probenahme stattfindet und die morgigen Öffnungszeiten. So sollte es morgen schnell gehen.

 

Mittwoch, 01. September 2021
Heute ist es fast windstill. Auch das Meer ist wieder ganz ruhig. Da die Praxis für den Corona-Test erst um ein Uhr heute Nachmittag öffnet, begebe ich mich um 11 Uhr in das Abenteuer Friseur in Afrika. Irgendwelche obskuren Corona-Maßnahmen scheinen hier aktiv zu sein, aber naja. Der Schwarze hat sichtlich Schwierigkeiten, eine Frisur mit Scheitel zu schneiden und zögert sehr oft. Er arbeitet ausschließlich mit dem Rasierapparat, und die Mehrheit seiner Kunden trägt extreme Kurzfrisur. Aber irgendwie scheint er sich im Laufe der Prozedur doch an das eine oder andere zu erinnern, und so wird am Ende ein ordentlicher Haarschnitt daraus. Die Systematik hinter den durchgeführten und den nicht durchgeführten Desinfektionsvorgängen indes erschließen sich mir nicht, und das gesamte Konzept würde einem Audit durch mich eher nicht standhalten. Es kostet am Ende satte 240 Namibiadollar. Leider kann er mir nicht rausgeben und damit werden es dann eben 300 N$.

Nach dem dringend notwendigen Einkaufen von Verpflegung eile ich zur Praxis. Nach dem erstaunlich aufwendigen Papierkram wird die Probe eher oberflächlich genommen. Dann ein letzter Tankstopp in Namibia, und ich verlasse Lüderitz um 13:30 Uhr. Ausgehend von Meereshöhe erklimmt Rony während der ersten Teilstrecke ins 120 km entfernte Aus die Höhe von 1500 m. Die Fahrt geht insgesamt über 405 km von Lüderitz zum Gondwana Nationalpark. Davon sind 307 km gute Asphaltstraße in sehr einsamer Gegend. Die langen geraden Straßen zeigen viele Fata Morganen. Es gibt kaum Orte entlang der Strecke. Die Vegetation verändert sich nun in umgekehrter Richtung von nackten Felsen und Sand, also typisch Wüste, hin zu spärlicherer Vegetation in Aus und dann trockene Steppe und Farmvegetation bis zum Ziel.

 

Donnerstag, 02. September 2021
Ruhetag.

 

Freitag, 03. September 2021
Fahrt zum Fishriver Canyon. Es hat 12 °C. Die Mitarbeiter der Unterkunft erklären mir, dass ein Besuch des Canyons wegen der Lichtverhältnisse eigentlich nur zur Mittagszeit sinnvoll ist. Die Beleuchtung sei dann keinesfalls platt, da die Geländeformationen selbst bereits ausreichend zu spezifischen Schattenwürfen führen würden. Aber heute ist es etwas windig, und es hat relativ viele Wolken. Die stören beim Fotographieren schon ein wenig, weil ich immer wieder warten muss, bis wieder schöne Sonne herrscht. Aber sie liefern natürlich zusätzlichen Kontrast. Durch den Wind sieht alles in der Ferne recht unklar oder eben blurry aus.

Ich treffe ein südafrikanisches Ehepaar, dessen Kinder nach Australien ausgewandert sind. Sie selbst wollten bereits folgen, konnten aber wegen des Corona-Lockdowns nicht loslegen. Sie erzählen von den Erfahrungen ihrer Kinder, als Weiße in Südafrika einen Job zu bekommen. Das ist aufgrund von BEE (Black Economic Empowerment) und dessen Nachfolgegesetzen kaum mehr möglich. Es bleibt meistens nur, sich selbständig zu machen und dann im Lohnauftrag zu arbeiten. Das ist verdienstmäßig nicht schlecht, aber erfordert eben zusätzlichen Aufwand für Auftragsaquise, Buchhaltung usw. Und nicht jeder Berufsanfänger bekommt das auch hin. Aber BEE lässt eben keine andere Alternative zu. Und selbst diese Option soll demnächst per Gesetz unmöglich gemacht werden. Die schwarzen Kommunisten des ANC wissen wirklich, wie man das Know How effektiv aus dem Wirtschaftskreislauf herausbringt. Wie lange die Wirtschaft des Landes das noch überleben wird, ist fraglich. Das Land selbst ist auf seiner Abwärtsspirale den anderen afrikanischen Ländern bereits dicht auf den Fersen.

 

Vorhergehender Beitrag Übersicht Nächster Beitrag