Freitag, 06. August 2021
Zunächst muss ich tanken. Dann suche ich SKL in Maun auf, um die Unterkunft für heute und morgen Abend zu bestätigen. Das Khumaga Wilderness Camp im Makgadikgadi Nationalpark (das "g" wird gesprochen wie "ch").
Die Makgadikgadi-Salzpfannen liegen im Nordosten der Kalahari und im Südosten des Okawangodeltas. Sie bestehen aus vielen größeren und kleineren Salzpfannen mit einer Fläche von mehr als 8.400 km². Die wichtigsten Zuflüsse sind der Nata und der Boteti, der saisonal aus dem Okavangodelta kommt. An der Stelle der Makgadikgadi-Salzpfannen lag früher der 60.000 km² große Makgadikgadisee. Der See war ohne Abfluss und so konzentrierte sich dort das Salz. Durch Erdverschiebungen und eine Klimaveränderung trocknete der See vor etwa 4.000 Jahren aus. Er hinterließ an seinen tiefsten Stellen eine bis zu fünf Meter dicke Salzkruste.
In der Trockenzeit können in den Ebenen nur wenige Tierarten in dem tagsüber heißen und trockenen Klima überleben, vor allem Vögel, verschiedene Schildkröten und Echsen. In der Regenzeit bilden sich im nördlichen Teil der Salzpfannen riesige Seen, und die Salzwüste verwandelt sich in einen Lebensraum für Wasservögel wie Enten, Gänse, Pelikane. Auch Tausende von Flamingos und Störche sind dann hier anzutreffen. Am Ende der Regenzeit wandern vor allem Grasfresser von Chobe, Linyanti und dem Okawangodelta auf die offenen Grasflächen. Wenn nach Ende der Regenzeit die kleineren Pfannen auszutrocknen beginnen, zieht das Wild westwärts zum Boteti und wandert diesen hinauf zurück ins Okawangodelta und zum Teil weiter zum Linyanti und Chobe. Immer gefolgt von den Jägern.
In einer der großen Pfannen wird Natriumcarbonat und Salz abgebaut. In der Gegend liegt auch die Orapa Mine, die größte Diamantenmine der Welt. Wegen ihres hohen Wasserverbrauchs führt der Boteti heute nur noch sehr selten Wasser in die Ntwetwe-Pfanne. Daher liegt sie fast immer trocken. Die Mine stellt dadurch ein ernstes Problem für das natürliche Gleichgewicht und den Wasserhaushalt der Region dar.
Ich fahre von Maun auf der A3 und biege auf die B300 Richtung Süden an der westlichen Uferseite des Boteti Flusses entlang. Die Strecke führt an vielen Farmen vorbei, ist aber landschaftlich sehr schön mit vielen Bäumen. Das Camp liegt östlich des Flusses. Es führt eine Piste von der B300 Teerstraße weg und durch einen kleinen Ort. Dort geht es hinunter zum Flussufer. Der Fluss kann nur mit einem Pantoon überquert werden. Für eine Durchfahrt ist er zu dieser Jahreszeit noch zu tief. Zwei schwere Geländewagen mit Kabinen warten bereits. Von den Schiffern (Tel +267 722 34998) ist niemand da. Wir unterhalten uns etwas, bis nach etwa einer halben Stunde die Schiffer von ihrer Mittagspause zurück kommen. Das Floß sieht etwas stabiler aus als das über den Luangwa. Ein vierter Wagen hat sich zu uns gesellt. Mein Wagen und der vierte werden zusammen und zuerst transportiert. Die beiden Kabinenfahrzeuge sind zu hoch und bieten dem Wind zu viel Angriffsfläche, weswegen sie einzeln hintereinander transportiert werden müssen.

Das Floß kommt nicht, wie am Luangwa, ganz ans Ufer heran, sondern hält einige Meter Abstand, so dass wir eine kleine Wasserfahrt unternehmen. Meinem Wagen tut das nichts, aber der VW Bus hinter mir hat schon etwas Schwierigkeiten im dicken Uferschlamm. Dann werden wir so ausbalanciert, dass das Floß eine einigermaßen stabile Lage einnimmt. Und dann wird das Floß wieder mit Muskelkraft an einem Seil über den Fluss gezogen. Einer der Helfer hilft mit einer langen Stange die Richtung zu halten, da das Floß durchaus Tendenzen zeigt flussabwärts davon zutreiben. Dann kommen wir dem gegenüberliegenden Ufer näher. Der andere Wagen und ich werden gebeten, etwas zurückzusetzen. Das dient dazu, das Floß am Heck tiefer ins Wasser einzutauchen und gleichzeitig die Auffahrrampen am Bug anzuheben. Dadurch kann das Floß näher ans Ufer heranfahren. Dann werde ich vom Floß geleitet. Wieder eine kleine Wasserfahrt. Ich halte an und schaue beim nächsten Transport zu. Dann geht es die steile Uferböschung hinauf, wo gleich das Eintrittsgate zum Nationalpark um die Ecke liegt. 510 Pula Eintritt für mich und mein Auto für drei Tage (P120 pro Person pro Tag und P50 pro internationalem Auto pro Tag). In Botswana wird bei den Parkgebühren jeder angefangene Tag berechnet. In Sambia, Namibia und Südafrika wird dagegen nur die Anzahl an Übernachtungen gerechnet. Dann erfolgt noch der obligatorische Eintrag ins große Registerbuch des Parks. Der Ranger meint, alle Straßen im Park sind befahrbar. Nur einige hätten sehr tiefen Sand, das sei aber mit einem Geländewagen machbar.
Dann auf zum Camp, das wunderschön am Ufer des Boteti gelegen ist. Meine Registrierung ist dort angekommen, und mein Zeltplatz KK10 steht für mich bereit. Das Camp ist herrlich und großzügig angelegt. Jeder Platz unter einem alten und großen Baum mit Feuerstelle, einem Grill und Abfalleimer. Und es gibt einen Toilettenblock mit normalen Toiletten. Also nicht diese tiefen Löcher im Boden, genannt Longdrops. Weitere Details kann sich jeder selbst bildlich ausmalen.

Dann höre ich die beiden Geländewagen mit Kabine mit hoher Drehzahl im Sand wühlen. Sie sind nochmal 350 kg schwerer als meiner, aber haben einen schwächeren Motor. Deswegen haben sie an dieser Stelle so sehr zu kämpfen. Ich mache eine letzte Rundfahrt am Abend entlang des Flusses durch tiefen Sand. Oh, wie das wieder Spaß macht. Am Fluss ist ziemlich viel los. Vor allem Rinder am gegenüberliegenden Flussufer. Auf hiesiger Seite eine große Elefantenfamilie. Viele Zebras, Impalas und einige Giraffen. Auch sehr viele verschiedene Vögel. Die Sonne geht ziemlich genau um 18 Uhr unter. Die Dämmerung ist nur kurz, und bereits eine halbe Stunde später ist es stockdunkel.


Im Camp ist es ganz dunkel, und der Sternenhimmel ist wieder super zu sehen. Wir bekommen Besuch von Schakalen, die uns was vorheulen. Wahrscheinlich hat keiner der drei Autos was zum Fressen liegen lassen. In etwas Entfernung geben die großen Frösche ein ohrenbetäubendes Konzert. Das ist zum Glück noch ein Stück flussabwärts, so dass es im Zelt nicht zu laut ist. Dann gegen 20 Uhr höre ich in geringer Entfernung Bäume krachen. Das sind Elefanten bei ihrem Nachtmahl. Giraffen haben das Camp besucht, das können wir allerdings erst am nächsten Morgen anhand der Spuren im Sand und den Hinterlassenschaften erkennen.
Samstag, 07. August 2021
Heute möchte ich Richtung Osten zu den großen Pfannen fahren. Die ersten 20 km sind schwere Sandpiste, dann wird es zu einer festen Lehmpiste. In den Sanddünen bis zum Rande der großen Ebenen wachsen verschiedene lange Gräser, jetzt gelb und ausgetrocknet. Hier gibt es noch viele Büsche und Bäume. Die Baumdichte nimmt aber vom Fluss kommend schnell immer weiter ab. Am Rande der Ebenen wachsen dann nur noch vereinzelt Bäume. Über dem Horizont hängt, von den Dünenkämmen aus gesehen, ein richtiger Staubstreifen.


Ich sehe viele Vögel und eine beunruhigende Anzahl an Spinnennestern in den Büschen. Oft an Astgabeln. Die Spinngewebe sind aber alle leer. In der Trockenzeit verziehen sich die Tiere wohl in den Boden.
Bei der intensiven Suche nach Tieren fahre ich langsam. Dazu habe ich im L4-Modus mit Untersetzung die fünf Geschwindigkeitsstufen des Crawl-Systems ausprobiert. Eigentlich ist das System mehr für steile Bergauf- und abfahrten gedacht. Bei Medium mit 4 km/h und bei High mit 7 km/h reduziert die Elektronik die Brems- und Beschleunigungseingriffe immer weiter und stabilisiert so die Fahrt nach kurzer Zeit. Der Wagen fährt dann sehr ruhig und gleichmäßig. Bei Low mit 1 km/h und den beiden mittleren Stufen bleiben die Eingriffe, und es kommt zu keiner gleichmäßigen Fahrt. Das belastet die Bremsen unnötig und ist für ebenes Gelände eher nicht geeignet. Die höchste Tierdichte herrscht eindeutig in Nähe des Botetiflusses vor. Dort gibt es noch viele Elefanten, Giraffen und Zebras. Deren Dichte nimmt im Laufe der Strecke aber sehr schnell ab. Im weiteren Verlauf sind nur ganz wenige Impalas und keine Raubtiere zu sehen.

Der unmittelbare Rand der Ebenen wird von niedrigen Sanddünen gebildet. Ab diesem Übergang wird die Piste zur Lehmpiste. Das Bild verändert sich, und die Büsche und Bäume fehlen fast vollständig. Bis zu den echten Salzpfannen bin ich leider nicht gekommen. Die Entfernung hin und zurück ist bei der Pistenqualität einfach an einem Tag nicht zu schaffen. Aber die großen Ebenen. Nein! Aber die beinahe endlosen Ebenen sind beeindruckend genug. Man sieht keinen Horizont, dort gibt es nur das Flimmern und Wabern der heißen Luft. Sie sind fast ausschließlich mit Gras bewachsen. Jetzt ebenfalls gelb und ausgetrocknet. Bei genauerem Hinschauen erkennt man den nur sehr spärlichen, dünnen Grasbewuchs. Und überwiegend niedriges Gras. Am Boden sieht man überall die Salzkruste auf den Lehmschollen, die entstehen, wenn feuchter Lehm trocknet und rissig wird.

Wasser hat es in den letzten sechs Monaten hier mit Sicherheit nicht gegeben. Daher ist auch die Lehmpiste befahrbar. Es wird bis zu 32 °C heiß, aber es geht von mittags bis in den Nachmittag hinein ein leichter Wind, in den offenen Ebenen sogar kurzzeitig mal etwas stärker. Das ist wirklich sehr angenehm. Ich sehe Oryxantilopen, manchmal am Boden liegend und Salz schlecken. Dann einige Strauße. Sie sind wie schwarze Punkte in den endlosen gelben Ebenen. Und dennoch sind die Ebenen nicht langweilig. Das Gelände ist nicht vollkommen flach, sondern zeigt eine ganz leichte aber kleinräumige Dünung. Es gibt einige verschiedene Grasarten, die sich abwechseln und ineinander wachsen. Hier herrscht die totale Einsamkeit. Soweit ich mit dem Feldstecher blicken kann kein anderes Auto. Damit bin ich heute hier wahrscheinlich die einzige Person auf einem Gebiet von mindestens 400 km². Das bestätigen mir später die Parkranger, die heute keine Kontrollfahrten unternommen hätten, und die beiden anderen Besucher, die in der Nähe des Flusses geblieben sind.


In den Salzpfannen, wie auch der Etosha Pfanne, gibt es keine pflanzliche Vegetation mehr, es sind reine Salzwüsten. Aber immer wieder wandern Tiere auf die Pfannen und lecken das Salz.
Sonntag, 08. August 2021
Beim Frühstück laufen in circa 20 Meter Entfernung plötzlich eine Gruppe von wahrscheinlich fünf Wildhunden vorbei. Sie sind absolut leise und nicht zu hören. Kein Knacken von Ästen und kein Knirschen von Sand. Sie kommen vom Fluss und laufen relativ schnell Richtung Osten. Ich kann gerade noch das Handy zücken und zwei oder drei Aufnahmen machen. Leider von sehr schlechter Qualität. Aber trotzdem, ich habe sie gesehen und auch noch selbst entdeckt.
Für die Fahrt zurück nach Maun habe ich mir die östlich des Boteti Flusses gelegene Route ausgesucht. Es ist eine sehr sandige Piste. Mehrmals befürchte ich stecken zu bleiben. Aber es geht immer gut, weil der Wagen ausreichend Kraftreserven hat. Für die nur 32 km Fahrt zur A3 Teerstraße benötigen ich mehr als vier Stunden. Ich sehe sehr viele Zebras in riesigen Gruppen auf der Route. Eigentlich für die vorhandene Vegetation viel zu viele. Aber ich kann trotz intensiver Suche keine Raubtiere finden. Ich sehe noch einige Giraffen und Antilopen.



Als ich am Gate des Nationalparks ankomme, ist es für eine Fahrt zu den N!xau Pans zu spät. Für die Strecke benötigt man einfach drei Stunden. Das ist an diesem Tag einfach nicht zu machen.
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