Kasane und Livingstone

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Flusspferd
Flusspferd auf einer der Inseln des Chobe Flusses.

Donnerstag, 24. Juni 2021
Nachdem die prinzipielle Machbarkeit eines Corona-Tests in Kasane für den kommenden Grenzübergang nach Sambia abgeklärt ist, tanke ich in der Nähe der Grenze voll und zwar ein letztes Mal relativ guten Diesel. Hier gibts noch Diesel mit nur 50 ppm Schwefel (bei uns ist die gesetzliche Höchstgrenze 10 ppm). In Sambia enthält der Diesel meistens 5000 ppm, was bei modernen Motoren schon eher problematisch ist. Zum einen reagieren die Verbrennungsprodukte mit den Motoröladditiven und erfordern daher einen häufigeren Ölwechsel und zum anderen erhöht der hohe Schwefelanteil die Korrosion von Bauteilen darunter die empfindlichen und vor allem teuren Einspritzdüsen.

Wer mehr über europäische Doppelmoral im Zusammenhang mit der Verklappung von Treibstoff minderer Qualität nach Afrika lesen möchte, dem sei dieses Dokument ans Herz gelegt, welches sich speziell mit dem Hintergrund von Schweizer Unternehmen befasst. Es sollte aber niemand glauben, dass andere westliche Firmen in Afrika auch nur einen Deut ethischer agieren würden. Die Selbstwahrnehmung und die Realität liegen da immer meilenweit auseinander.

Am Nachmittag sitze ich in einem Campingstuhl am Chobe Fluß und bin in meine Arbeit vertieft, da läuft unverhofft ein Warzenschwein ganz nahe an mir vorbei. Genau beobachtet von der Affenhorde die im Baum sitzt. Dann kommt noch eins und schließlich tummelt sich hier eine ganze Gruppe davon und "mäht" das Gras. Mit dieser für Warzenschweine so typischen Haltung - auf den Vorderfüßen kniend. Und dazu die ständige Unterhaltung über Grunzlaute. Am Ende erschreckt sie irgendwas und alle laufen mit erhobenem Schwanz davon.

Sonnenuntergang

Abends gegen halb sechs ein wunderschöner afrikanischer Sonnenuntergang, bei dem sich die Sonne so intensiv in den kleinen Unebenheiten der Wasseroberfläche spiegelt. Es dauert nur wenige Minuten vom Zeitpunkt des ersten Kontakts der Sonne mit dem Horizont bis zum kompletten Abtauchen der Sonne unter den Horizont. Da es ein wolkenloser Tag war, ist das Abendrot nach Verschwinden der Sonne nicht ganz so spektakulär. Die vielen, toll ineinander übergehenden Farben werden einfach immer dunkler und nach nur etwa zwanzig Minuten ist es komplett dunkel. Man merkt deutlich, wie es nach Sonnenuntergang auch relativ schnell kalt wird. Eine Erinnerung daran, dass unsere Erde in der eisigen Kälte des Weltraums unterwegs ist und uns überwiegend nur die Energie der Sonne und eine kleine Atmosphärenschicht davon trennt.

 

Freitag, 25. Juni 2021
Den direkten Sonnenaufgang habe ich heute verschlafen. Wobei ich gestehen muss, dass mir als Hobbyphotographen in der Regel die Sonnenuntergänge farblich mehr zusagen. Die Sonne scheint bereits und es ist wieder einmal ein wolkenloser Himmel. Die Affen haben schon am Morgen einen heiden Radau veranstaltet. Da hat wohl ein einzelnes Tier ziemlich was einstecken müssen. Jedenfalls klangen die Schreie markerschütternd. Die Leute hier sagen, dass seien Whistleblower innerhalb der Sippe, die da ordentlich eins drauf bekommen. Komisch, dieses Verhalten in einer Sippe haben wir wohl von unseren Ahnen vererbt bekommen - zumal in tribalen und noch mehr in geschlossenen Gemeinschaften.

WasserlilieWunderschöner Sonnenuntergang am Chobe River. Es fahren einige Boote noch schnell aus dem Flussabschnitt, der zum Nationalpark gehört. Denn auch hier gilt, wie bei fast allen Nationalparks: bei Sonnenuntergang müssen die Parks entweder verlassen oder die Camps aufgesucht werden. Es sei, der Tour-Operator hat eine der Sondergenehmigungen für Nachtfahrten oder Nachtwanderungen. Beides ordentlich teuer und natürlich nur in Begleitung von erfahrenen Wildhütern möglich.

Kurz bevor es komplett dunkel wird, kommt ganz leise ein Flusspferd aus dem Wasser und trabt gemächlich über das Gras. Eigentlich gar nicht zu glauben, dass diese bis zu zwei Tonnen schweren Kolosse an Land eine Geschwindigkeit von 60 bis 70 km/h erreichen können. Und die Kraft der gewaltigen Kiefer ist enorm. Die können ein ausgewachsenes Krokodil in der Mitte zerbeißen. Das kommt aber eher selten vor, meistens nur in Verbindung mit der Verteidigung eines Jungen.

 

Samstag, 26. Juni 2021
Wieder ein Tag mit wolkenlosem Himmel. Fast möchte man sagen: wie langweilig. Aber ganz im Gegenteil, es ist super für die Photos, tut der Stimmung gut und bringt einen angenehm warmen Tag. Manchmal kommen Nachmittags einzelne Wolken auf und verschwinden wieder. Manchmal aber bleiben sie bis Abends und dann können die Sonnenuntergänge wirklich phänomenal werden.

Sonnenuntergang

Um 10 Uhr beginnt eine zweistündige private Bootstour mit Senior. Er ist sehr erfahren und kennt sich in der Gegend hervorragend aus. Er kennt auch die Präferenzen von Photographen und steuert unser Boot entsprechend geschickt. Wir machen uns auf die Suche vor allem nach Vögeln. Zunächst sehen wir aber eine Menge Antilopen, Elefanten und Zebras, die am Morgen am Flussufer zum Trinken kommen. Auch Krokodile und Warane liegen am Strand in der Sonne um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die Uferbereiche sind meistens flach und der Busch reicht bis an den schmalen schlammigen Küstenstreifen. Zum Teil wachsen Bäume direkt am Ufer, was die Fische fangenden Vögel sehr zu schätzen wissen.

Kormoran

Auf diversen Inseln und zum Teil auch freischwimmend wächst Schilf, Hippogras und ähnliche wasserliebende Pflanzen. Dort tummeln sich Heerscharen von Vögeln, vor allem Gänse, Enten, Reiher und Störche. Auch Krokodile und Hippos liegen dort in der Sonne.

Wir nehmen uns sehr viel Zeit um Vögel zu photographieren und machen uns auf die Suche nach Seeadlern, Königsfischern, Bienenfressern und den vielen anderen Vogelarten.

lila breasted roller

Um 15 Uhr beginnt ein dreistündiger Game Drive mit Samson. Da aufgrund der Corona-Flaute hier fast nichts los ist, bin ich der einzige Gast und es wird ein rein privater Ausflug in den angrenzenden Chobe Nationalpark. Wir haben Elefanten, Nilpferde, Krokodile, Warzenschweine, Kudus, Impalas, Giraffen und Büffel gesehen. Und dann kurz vor Sonnenuntergang bleibt Samson unvermittelt stehen und neben uns auf einer kleinen Erhöhung liegt ein Löwenmännchen unter einem Strauch. Vielleicht fünf Meter von uns entfernt. Die Sonne steht optimal. Und anders als üblich, liegt der Löwe nicht einfach nur faul in der Gegend herum, sondern schaut uns direkt in die Augen. Wir verbringen etwas mehr Zeit hier als gut ist, so dass wir uns bei der Fahrt aus dem Park sehr beeilen müssen und den Sonnenuntergang gar nicht wirklich würdigen können.

Löwenmännchen

 

Sonntag, 27. Juni 2021
Oh je, heute ist einer der Tage, die ich persönlich so gar nicht mag. Warum? Na, Aufstehen um 05:30 Uhr ist für mich schon so etwas wie Folter. Aber um sechs Uhr geht es für drei Stunden los zu einem Morning Game Drive mit John. Wir sind fünf Gäste. Nichts wirklich Aufregendes.

Von wegen. Nur wenig später entdecken wir ein Löwenrudel, dass nachts wohl einen Büffel gerissen hat. Zwei Löwen liegen etwas Abseits im Gras. Der Rest des Rudels frisst an der Beute. Und eine große Anzahl an Büffeln sind noch in der Wiese vor Ort. Eine gespenstische Szene. Dann beginnt eine kleine Gruppe der Büffel die Löwen zu attackieren ...

Büffel jagt Löwen
Eine für den Löwen durchaus gefährliche Situation angesichts der Masse des Büffels und der großen Anzahl an Artgenossen. 

 

Um drei Uhr geht es zu einer Sunset Bootstour mit Senior. Insgesamt sechs Gäste, alle Sitzplätze im Corona-gerechten Abstand zueinander. Wir sehen ähnlich viele und ähnliche Tiere wie vor zwei Tagen.

Aber dann liegen auf einer der Inseln einige Eindruck erweckende Exemplare von Krokodilen. Ganz schöne Brummer. Sie liegen auf der Sandbank und haben das Maul weit aufgerissen. Dient der Wärmeregulation über die Mundschleimhäute. Wir beobachten Vögel, die für die Krokodile die Zähne putzen. Dann schreckt eine der Echsen auf, rennt zum Wasser und landet mit einem gewaltigen Platscher im Fluss. Diese Reptilien sind schon außergewöhnlich. Ihre Kiefer entfalten schier unfassbare  Kräfte und können sowas wie arretiert werden. Ein großes Krokodil kann ein am Flussufer trinkendes, mehr als 100 kg schweres Gnu packen und unter Wasser ziehen, bis das Beutetier tot ist.

Die Agilität der großen Echsen ist nicht zu unterschätzen.
Die Agilität der großen Echsen ist nicht zu unterschätzen.

Da die Zähne der Krokodile keinerlei Kauflächen besitzen, müssen die Reptilien ihre Beute in großen Stücken verschlingen und die Arbeit des Zerkleinerns ihrem Verdauungssystem überlassen. Das Abbeißen solcher Stücke erfolgt dadurch, dass das Krokodil in die Beute beißt und sich dann in einer Todesrolle um die eigene Längsachse dreht und dabei große Stücke aus der Beute herausreißt. Aufgrund ihrer Wechselwärme verbrauchen die Reptilien wesentlich weniger Energie als wir Säugetiere, die ihre Körpertemperatur ja immer konstant halten müssen und dabei erhebliche Mengen Energie verbrauchen. Aber ein Krokodil kann nach einer ausführlichen Mahlzeit, deren Energie im Fett der Schwanzflosse gespeichert wird, bis zu zwei Jahre ohne weitere Nahrungsaufnahme auskommen. Sie können lange Trockenperioden im Schlamm vergraben überbrücken. Krokodile hören ihr gesamtes Leben nicht auf, zu wachsen. Entsprechend gibt es Exemplare mit 6 Metern Länge und einem Gewicht von einer Tonne.

Krokodil beim Sonnenbaden.

 

Dann kommt ein wirkliches Highlight. Wir beobachten mehrere Aspekte des Sozialverhaltens der Elefanten. Senior kennt sich wirklich aus. Er kennt die Körpersprache der Tiere sehr genau. Die Gruppe steht am Ufer des Flusses und trinkt. Einige Tiere stehen im Wasser und andere kommen noch aus dem Busch angelaufen. Diese Gruppe besteht nur aus männlichen Elefanten, die von einem älteren und erfahrenen Elefanten angeführt und auch belehrt werden. Er gibt den Ton an. Als er nach circa zwanzig Minuten ins Wasser geht, kommen nach und nach alle hinterher und die ganze Gruppe überquert den gewaltigen Chobe Fluss hinüber zu einer der Inseln. Auf dieser wächst viel grünes Gras, das wohl das Ziel der Dickhäuter ist.

Warten vor der Flussdurchquerung.
Warten vor der Flussdurchquerung.

Um eine der Inseln im Chobe Fluss, Sedudu Island, gab es jahrelange erbitterte Streitigkeiten zwischen den beiden Nachbarländern Namibia und Botswana. Namibianische Farmer wollten die Insel für ihre Weidetiere nutzen, während die botswanische Seite die Insel für ihre Wildtiere brauchte. Denn in der Trockenzeit ist das grüne Gras der Insel eine der wenigen Nahrungsquellen im sonst vollständig ausgetrockneten Chobe Nationalpark. Am Ende entschied der Internationale Gerichtshof anhand der Tiefen der beiden, die Insel umgebenden Kanäle des Flusses. Der tiefere Kanal wurde als Landesgrenze festgeschrieben und damit fiel die Insel an Botswana und wurde dem Chobe Nationalpark einverleibt.

 

Montag, 28. Juni 2021
Der ursprüngliche Plan, die Muster für den Corona-Test am Samstag oder Sonntag zu nehmen, wurden vom Labor abgelehnt. Dann also heute. Kurz vor sieben Uhr geht es los zum Testlabor in Kasane. Um acht Uhr sollte das Labor aufmachen, aber ich bin der einzig Wartende. Um zehn nach acht immer noch keine Mitarbeiter und die Menschentraube vor dem Labor bleibt überschaubar. Nur ein paar Südafrikaner, die wieder zurück reisen möchten. Dann kommen kurz hintereinander die beiden Angestellten. Meine Daten werden registriert, die Gebühr von 850 Pula, umgerechnet 65 Euro, wird kassiert und dann wird ein Nasen- und Rachenabstrich genommen. Soweit alles gut. Aber das Ergebnis könnten sie nicht für morgen früh garantieren. Ich begegne, dass sei aber mit dem Labor besprochen worden, weil ich morgen die Grenze überqueren möchte. Ja, das waren aber die Kollegen in der Hauptstadt und die wüssten gar nicht, wie viel Arbeit hier noch vor dem Wochenende liegen geblieben wäre.

Ich erzähle mal wieder von "meinem" Labor und da hellt sich die Stimmung deutlich auf. Ich erzähle von der Flut der Muster und darf einen Blick in das Labor werfen. Das Labor ist für afrikanische Verhältnisse gar nicht schlecht ausgestattet, aber die vielen angeblich wartenden Muster kann ich nirgends entdecken. Dann kommt ganz überraschend das Versprechen, meinen Test würden sie heute gleich als erstes machen, schließlich sei ich schon um acht Uhr dagewesen. Das Ergebnis kommt dann tatsächlich spät abends per SMS und am nächsten Morgen auch der unterschriebene Befund per eMail. Zum Glück habe ich meinen mobilen Drucker dabei - denn an der Grenze interessiert nur ein ausgedrucktes Papier.

Flussdurchquerung einer Elefantenfamilie.
Eine Elefantenfamilie durchquert den Chobe Fluss.

Um elf Uhr unternehme ich mit Senior nochmal eine private Bootstour. Wir sehen wirklich viele Tiere und er erzählt mir viele Hintergründe. Wir sehen eine große Anzahl an Wasserlilien und dann erblicken wir eine große Gruppe von weiblichen Elefanten mit mehreren Jungtieren am Flussufer. Senior ist sich fast sicher, dass sie den Fluss überqueren werden. Wir beschließen zu warten. Und tatsächlich. Nach einiger Zeit stürzen sie sich in die Fluten. Der Fluss ist an dieser Stelle sehr tief, so dass sie mit den Füßen nicht zum Boden reichen. Dann schwimmen Elefanten. Und zwar indem sie sich mit den Füßen vom Boden abstoßen, auftauchen und wieder zu Boden sinken und sich wieder abstoßen. Wenn sie auftauchen, dann erscheint zuerst der Rüssel und dann der restliche Kopf. Dann tauchen sie mit dem Kopf wieder unter Wasser, während sie ihren Rücken und dann ihr Hinterteil aus dem Wasser strecken. Dann verschwinden sie wieder komplett unter Wasser.

Wasserspiele von fünf Elefanten im Teenageralter.
Wasserspiele von fünf Elefanten im Teenageralter.

Zwei verspielte Teenager sind dabei und haben sichtlich Spaß im tiefen Fluss miteinander zu spielen. Manchmal sieht man nur die Rüssel, manchmal nur einen Stoßzahn. Es ist wirklich unglaublich. Später kommen noch zwei weitere Teenies dazu und dürfen nach einer kurzen Wartezeit auch mitspielen. Und alles ganz in der Nähe unseres Bootes. Wir sind keine zehn Meter entfernt. Aber wir scheinen nicht zu stören. Es ist einfach phantastisch. Beim Klettern auf das flache Ufer, fangen die kleinen Elefantenbabys an, sich im Uferschlamm zu suhlen und wollen gar nicht mehr aufhören. Bis der ermahnende Schubs der Mutter oder Tante deutlich zum Aufbruch drängt.

Elefantenbaby spielt im Schlamm.
Ein Elefantenbaby spielt genüsslich im Uferschlamm.

 

Dienstag, 29. Juni 2021
Schock nach dem Frühstück. Beim Bezahlen funktioniert die VISA-Karte nicht. Mehrfach erfolgt ein Abbruch mit einer unbekannten Fehlernummer. Auch eine Recherche im Internet ergibt keine Erklärung für den Code. Daher Anruf bei der Bank und prompt sitze ich einige Minuten in der Warteschlange. Dann ist die Mitarbeiterin aber wirklich bemüht angesichts meines derzeitigen Aufenthaltsortes. Aber sie kann nichts finden. Es hätte heute ein technisches Problem bei VISA gegeben, aber das sollte keine Auswirkungen auf die Karte haben. Das Telefonat nach Deutschland hat mich, aufgrund seiner Dauer, am Ende 50 Euro gekostet. Ich zahle dann mit der anderen Karte, die zum Glück auf Anhieb funktioniert.

Sonnenaufgang am Chobe River.
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages am Chobe River.

Ein letzter Einkauf von Lebensmitteln und vor allem von 30 Litern Trinkwasser in Kasane. Zum Glück funktioniert hier die VISA-Karte wieder. Dann geht es um die Mittagszeit über die neu eröffnete Kazungula Brücke über den Zambesi nach Sambia. Es handelt sich um einen neuen One-Stop-Border Post, bei dem die Büros der beiden Länder in einer gemeinsamen Station zusammengefasst sind. Es sind ganz wenige Autos an dieser neuen Grenzstation. Die meisten davon warten bei der Station zur Vehicle Inspection. Ich beginne mit dem Health Check. Der geht mit Vorzeigen des Corona-Tests recht schnell. Dann kommt die Ausreise aus Botswana, ein Stempel im Pass, und weiter geht's zum botswanischen Zoll. Hier werde ich etwas unruhig nach den Erfahrungen beim letzten Grenzübergang mit dem Carnet de Passage. Die Zollbeamtin sieht das Carnet und sagt gleich, dass ich ihr helfen müsse, weil sie das noch nie gemacht hat. Also erkläre ich ihr die Arbeitsschritte und sie ist OK damit. Dann geht's zur Einreise nach Sambia. Auch hier ist der Beamte super freundlich und heißt mich in Sambia sehr herzlich willkommen. Er freut sich sichtlich, mal einen Europäer vor sich zu haben. Das Visum kostet 80 US-$ oder 1900 sambische Kwatcha. Ich spüre, dass sie gerne alle Gebühren in US-$ haben würden. An allen Stellen außer der Road Toll akzeptieren sie aber ihre eigene Währung zu einem für mich recht schlechten Umtauschkurs. Ich hole noch schnell Geld vom Automaten außerhalb des Gebäudes - zum Glück funktioniert auch hier die Karte. Und weiter geht's zum sambischen Zoll. Der kennt sich mit dem Carnet gut aus und bittet mich noch einen Stempel von der Vehicle Inspection einzuholen. Ich gehe also dorthin und man zeigt mir den Eingang zum entsprechenden Büro. Der Polizist ist auch super freundlich und gespannt ein deutsches Auto zu sehen. Er überprüft nur die Fahrgestellnummer und vergibt seinen Stempel. Sonst will er nichts sehen. Dann kommt der Kollege vom Zoll hinzu und die beiden besprechen was, ich glaube er wollte auch nur das Auto mal sehen. Zurück beim Zoll muss ich die Nutzung der neuen Brücke zahlen (350 Kwatcha), die Kohlenstoffsteuer (240 Kwatcha) und die Road Toll (20 US-$). Dann bin ich fertig und mein Carnet ist wieder bereinigt und in Ordnung.

Löwin

Jetzt kommt außerhalb des Gebäudes noch die obligatorische Third-Party-Insurance. Da sitzen ein paar Personen am Rande des Parkplatzes. Ich frage nach und tatsächlich, sie verkaufen diese Versicherung. Sie zeigen mir auch bereitwillig ihre Dienstausweise, so dass ich beruhigt die Versicherung (370 Kwatcha) abschließe. Ich frage, warum sie nicht auch in dem Gebäude sitzen und da bekomme ich aber eine Story zu hören. Am Ende bekomme ich einen Aufkleber für die Windschutzscheibe und die Police ausgehändigt. Bei der Ausfahrt aus der Grenzstation muss ich nochmal irgendeine Straßengebühr (50 Kwatcha) zahlen. Übrigens gibt's für jede Zahlung einen Beleg, der sich im weiteren Verlauf der Reise auch als wichtig herausgestellt hat. Denn an den diversen Kontrollpunkten auf der Strecke, und davon gibt es wirklich unglaublich viele, wurde jedes dieser Dokumente mindestens einmal angeschaut. Die strenge Belegpflicht soll Bestechung und die Gebührenhinterziehung durch die Beamten verhindern.

Der Grenzübergang lässt sich übrigens problemlos ohne einen der vielen, nicht offiziellen Helfer bewerkstelligen. Die Grenzstation ist sehr übersichtlich und gut beschriftet. Die Beamten sind durchgehend freundlich und sehr hilfsbereit. Dadurch entgeht man den manchmal lästigen Verhandlungen mit den "Helfern", die dabei gerne ihr Glück versuchen.

Ich fahre zur beschriebenen Lodge und bin etwas ratlos, weil das Gebäude sehr heruntergekommen aussieht und das Tor verschlossen ist. Es ist auch kein Namensschild mehr vorhanden. Ich bleibe vor dem Tor stehen und suche im Navigationsgerät weitere Informationen. Nach zehn Minuten kommt ein Schwarzer aus dem Gebäude und erzählt mir, dass es die Lodge nicht mehr gibt und die Besitzer nicht mehr im Land sind. Er empfiehlt mir eine Unterkunft in Livingstone zu suchen, da gebe es derzeit immer Platz.

Livingstone, der vielleicht einzige Ort in ganz Sambia, wo der europäische Einfluss über die Jahrzehnte noch ein ganz klein wenig erhalten geblieben ist. In der großen Mall gibt es bewachte Parkplätze und ich traue mich das Auto dort abzustellen. Ich besorge Geld und eine lokale SIM-Karte. Dort frage ich auch nach einer anderen Unterkunft und mir wird eine Lodge in der Nähe des Flusses etwas oberhalb der Victoria Fälle beschrieben, die sei noch offen.

Victoria Fälle vom Oberlauf gesehen
Die Gischtwolken der Victoria Fälle vom Oberlauf aus gesehen.

Die Lodge ist sehr schön. Direkt am Zambesi gelegen. Aber auch hier ist sehr wenig los, viel zu wenig für die Jahreszeit. Am Ufer sind die ganzen Ausflugsschiffe für die Sundowner-Fahrter vertaut. Ich kann den Sonnenuntergang auf einem dieser vertauten Schiffe genießen. Bei einem Blick Richtung Victoria Fälle sehe ich die Gischtwolken von den Wasserfällen und dann geht auch schon die Sonne über dem Zambesi unter. Leider habe ich dieses Mal keine Zeit, die Fälle anzuschauen. Der Hauptteil der Wasserfälle ist nur von der Seite von Zimbabwe aus zu sehen. Aber offiziell sind die Grenzen von Zimbabwe geschlossen. Man hört aber, dass eine Überquerung jener berühmten Eisenbahnbrücke, ganz in der Nähe der Fälle, zu Fuß geduldet wird. Nun, dieses Highlight spare ich mir für die Rückfahrt auf.

Sonnenuntergang.

 

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Comments

Eva Maria

Di., 20.07.2021 - 13:43

Es ist toll, wie intensiv du Land, Leute und Tiere kennen lernst. So ein Glück, dass du einen erfahrenen Ranger getroffen hast und somit die wilden Tiere aus nächster Nähe und in ihrem sozialen Verhalten beobachten durftest. Weiterhin viel Erfolg, damit du erneut einzigartige Schnappschüsse mit deiner Kamera einfangen kannst.

Was ich mich noch gefragt habe, wie es dir wohl mit der Umstellung von deinem deutschen linksgesteuerten Auto im Linksverkehr erging, besonders am Anfang auf den asphaltierten Straßen in der Zivilisation.

Weiterhin eine ereignisreiche und gute Reise

Vielen Dank für Deinen Kommentar und die Wünsche.

Interessanterweise war die Umstellung dieses Mal überhaupt kein Problem. Noch nicht mal in den gefürchteten Kreisverkehren. Lag vielleicht auch daran, dass ich die ersten Kilometer in relativ dichtem Stadtverkehr zurückgelegt habe und entsprechend gar nicht in die Versuchung kam, falsch zu fahren. Und dann habe ich mich recht schnell daran gewöhnt, dass der linke Straßenrand links neben mir zu sein hat. Und inzwischen ist das auch auf langen einsamen Strecken ohne Mittellinie eine Routine. Einzig das Überholen von Lastwagen ist ein Problem, weil ich einfach nicht vorbeischauen kann. Aber die Afrikaner sind da sehr hilfsbereit und geben einem entsprechende Blinkzeichen. Oder ich hänge mich einfach an einen anderen Überholenden.