Freitag, 04. Juni 2021
Ein wolkenloser Tag mit 20 °C. Leider lässt der etwas eingedampfte Zeitplan diesmal keinen Aufenthalt in Kapstadt zu. Das bleibt mir bei der Rückkehr im November, wenn ich auf die Rückverschiffung meines Autos nach Deutschland warte. Fahrt mit einem Mietwagen von Kapstadt nach Oudtshoorn in die kleine Karoo. Zunächst auf der N2 über Somerset West, den Sir Lowry's Pass, Caledon, Heidelberg und Mossel Bay nach George und dann über den wunderschönen Outenique Pass landeinwärts nach Oudtshoorn.
Auf der gut 480 km langen Strecke fällt auf, wie gering die Besiedelung von Südafrika im Vergleich zu Deutschland ist. Wo man bei uns nach wenigen Kilometern bereits das nächste Dorf erreicht hat, fährt man hier eine ganze Strecke bevor die nächste Siedlung auftaucht. Das spiegelt die Weite des Landes wieder. Immerhin hat Südafrika (1.120.000 km²) fast die dreifache Fläche von Deutschland (357.000 km²) und das bei einem Viertel weniger Einwohnern (60 Mio statt 83 Mio). Entsprechend ist vieles auch großzügiger angelegt. Die individuelle Freiheit ist gefühlt größer, weil einfach mehr Abstand zum Nächsten ist, der sich gestört fühlen könnte.
Andererseits erkenne ich auch das zunehmende "Ausfransen" der Siedlungen. Immer mehr Behausungen, meist Wellblechhütten, entstehen an den Rändern und immer weiter ins Farmland hinein. Sehr stark wahrnehmbar natürlich bei den großen Städten aber zusehends auch bei kleinen Gemeinden. Ein Trend, der durch sogenannte illegale Siedlungen auch noch beschleunigt wird. Schließlich muss die stark wachsende Bevölkerung ja auch irgendwo hin. Während bei uns die Gesamteinwohnerzahl trotz legaler und illegaler Zuwanderung relativ gleich bleibt, wächst hier die Bevölkerung insgesamt und muss irgendwo hin. Aber wie so oft in Afrika, wird dem nicht sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet und so manifestieren sich diese illegalen Ansiedlungen auch langfristig.
Eine Erweiterung der Infrastruktur können sich die meisten Gemeinden nicht leisten, die kaum die bestehende Infrastruktur erhalten können. So geht das Bevölkerungswachstum - wie überall auf der gesamten Welt - mit Flächenversiegelung einher und damit zulasten der Natur und der Umwelt. Diese ist auch im südlichen Afrika fragil und nicht für solche Menschenmassen ausgelegt. Vor allem die Wasserknappheit würde hier eigentlich natürliche Grenzen des Wachstums setzen. Hinzu kommen noch die durch Menschen verursachten, unweigerlich auftretenden Müllberge.
Nach Sonnenuntergang wird es sehr schnell kalt, die Temperatur fällt auf 7 °C ab. Nicht sonderlich verwunderlich, schließlich ist es hier Winter. Die Häuser sind kaum gedämmt und haben meist elektrische Heizungen und Kaminöfen. Im Guesthouse ist es eine elektrische Klimaanlage, die ich einschalte. Kurz darauf sehe ich im Internet, dass das Schiff mit meinem Auto soeben an Kapstadt vorbeifährt und die ETA in Port Elizabeth für Samstag Abend bestätigt ist. Kurz danach fällt der Strom aus - aha Load Shedding - derzeit Stage 1 in Oudtshoorn. Na, dann bleibt es erst einmal weitere zweieinhalb Stunden kalt.
Wochenende, 05. und 06. Juni 2021
Es ist sehr kalt, im Schatten klettert die Temperatur kaum über 10 °C hinaus. Nur in der Sonne steigt die gefühlte Temperatur angenehm an. Man darf die Stärke der Sonne hier aber nicht unterschätzen. Südafrika liegt wesentlich näher am Äquator als Deutschland (33° südlicher Breite statt 48° nördlicher Breite) und die Sonne steht entsprechend steiler. Sie ist auch im hiesigen Winter kraftvoll und kann zu einem ordentlichen Sonnenbrand führen, obwohl es kalt ist.
Am Samstag ist für mich Ruhetag, ich sammle noch einige Informationen zu aktuellen Corona-Beschränkungen und kläre Buchungen ab. Das Schiff ist um 18:30 im Hafen von Port Elizabeth eingelaufen und liegt schon am Kai. Wieder Load Shedding am späten Abend.

Am Sonntag besuche ich die Cango Wildlife Ranch und die Cheetah Preservation Foundation (mehr dazu hier) mit "meinen" beiden Geparden Justin und Solo. Auf einer anschließenden, kleinen Aussichtsfahrt nach Calitzdorp und zurück über den Calitzdorp Damm, der den Nels River aufstaut, erlebe ich eine noch sehr ursprüngliche Landschaft und dann einen wunderschönen Sonnenuntergang. Ein Wunder: das geplante Load Shedding für heute ist ausgesetzt worden.
Montag, 07. Juni 2021
Ich bin noch einmal auf der Cango Wildlife Ranch und treffe mich mit Carmen, der Managerin der Cheetah Preservation Foundation. Sie lädt mich ins Lemuren-Gehege ein, wo ich das erste Mal einen Lemuren streicheln kann. Wunderbar weiches Fell.
Ein wunderbares Abendessen im Oude Meul Restaurant etwas weiter entlang der Straße zu den Cango Caves. Ich probiere jeweils kleine Portionen von Kudu, Krokodil und Springbock. Alle drei schmecken sehr lecker. Ich komme deutlich nach Sonnenuntergang wieder im Guesthouse an, der gesamte Stadtbezirk ist stockdunkel. Also wieder Load Shedding, aber zum Glück ist das Tor zur Einfahrt trotzdem funktionstüchtig. Und ich trage genau für diesen Fall immer eine Taschenlampe bei mir.
Dienstag, 08. Juni 2021
Heute ist ein wichtiger Tag. Der Container mit meinem Auto wird um 10 Uhr vom Zoll begutachtet und hoffentlich mit den notwendigen Stempeln in den Dokumenten freigegeben. Das Schiff hat Port Elizabeth bereits wieder verlassen. Frank ist voraus geflogen und kümmert sich um alles. Er schickt um 08:30 Uhr ein erstes Bild des Containers. Sehr gut, die Nummern stimmen überein. Mein Auto ist also in seinem Container in Südafrika angekommen. Bei der Zollabfertigung und Öffnung des Containers klappt auch alles und mein Auto darf den Container wieder verlassen. Frank, ganz lieben Dank für Deine tolle Arbeit! Er schickt mir um 10:40 Uhr weitere Bilder, darunter auch vom Auto. Es ist unversehrt und alles ist noch dran beziehungsweise drinnen.
Ich bin derweil unterwegs von Oudtshoorn nach Port Elizabeth über die landschaftlich schönere Route über George und durch den Tsitsikamma Nationalpark.
Frank und ich treffen uns gegen halb vier direkt bei unserer Unterkunft. Wir machen noch einen schönen Spaziergang am Summerstrand von Port Elizabeth, das ist übrigens schon der Indische Ozean. Leckeres, typisch südafrikanisches Abendessen im Charlies Restaurant in der Nähe. Abends erneut Load Shedding, aber zum Glück sind alle Akkus voll (wir sind nun bereits bei Stage 3)
Mittwoch, 09. Juni 2021
Aufstehen um 06:00 Uhr, das ist für mich ja eigentlich eine Strafe. Abfahrt Richtung Johannesburg um 07:10 Uhr. Frank fährt den Mietwagen zum Flughafen und fliegt gegen 8 Uhr zurück nach Kapstadt. Und ich fahre in ganz genau 12 Stunden die 1108 km bis nach Johannesburg.
Vor lauter Aufregung verpasse ich kurz nach Abfahrt die einzige Tankstelle und der Tank ist schon fast leer. Das Navigationsgerät zeigt die nächste Tankstelle entlang der Strecke in 380 km. Oh, das ist deutlich zu weit. Also umkehren und 22 km zurück zu dieser Tankstelle. Volltanken. Es gibt den ganz brauchbaren Diesel mit 50 ppm Schwefelanteil. Nicht optimal für die Einspritzdüsen, aber den 10 ppm Diesel gibt es leider nur in der Gegend von Johannesburg. Der 50 ppm Diesel dürfte in den meisten Gegenden meiner sechsmonatigen Route verfügbar sein, weil der noch stärker schwefelhaltige Diesel kaum noch produziert wird.
Fahrt über die landschaftlich abwechslungsreiche Merino Route bis Bloomfontein. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit nehme ich von dort die N1 Mautstrecke, um abends nicht zu viel in der Dunkelheit fahren zu müssen. Denn die Sonne geht bereits um 17:22 unter.
Am Abend und in der Nacht wieder Load Shedding (jetzt schon Stage 4)
Hier noch ein paar Landschaften und Impressionen von der Route nach Johannesburg:



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Comments
Toll ....
.... daß ich auf diesem Weg ein wenig an Deiner Reise teilnehmen darf. Danke dafür!
Dein letzter Eintrag ist vom 09. Juni 2021. Ich freue mich auf die weiteren Informationen und hoffe vor allen Dingen, daß Du ohne große Pannen, etc. durch Deine Reise kommst! Ich wünsche Dir fürs erste eine gute Weiterreise und schöne Erlebnisse!
Grüße aus dem aktuell verregneten Bad Aibling - auch ganz herzlich von Ramona!
Tom